Das Versuchslabor im Siemens Mobility Werk besteht im Detail aus vier verschiedenen, voneinander unabhängigen Versuchsfeldern mit jeweils unterschiedlichen Möglichkeiten einer Versuchsdurchführung. Dadurch können nahezu alle Bauteile eines Fahrwerks wie Radsatzwellen, Radscheiben, Luftfedern, Gummi-Metall-Teile, Dämpfer oder auch Strukturbauteile geprüft werden.
- Die in der Grazer Eggenberger Straße erzeugten Drehgestelle für Loks, Hochgeschwindigkeitszüge, Reisezugwägen, U-Bahnen und Straßenbahnen sind ausgelegt auf eine Lebensdauer von mehr als 30 Jahren.
- Sie müssen über den gesamten Einsatzzeitraum besonders robust sein, weil beispielweise Antriebs- und Bremskräfte 10 Millionen Mal und öfter auf das Fahrwerk einwirken.
Bisher wurde mit zeit- und kostenintensiven Feldversuchen abgesichert, ob die konstruierten Bauteile diesen Beanspruchungen gerecht werden. In Zukunft werden diese Tests realitätsnah im neuen Versuchslabor in nur wenigen Tagen abgewickelt. Für das Werk Graz besonders vorteilhaft ist auch die hohe Energieeffizienz des neuen Labors:
Ein Kleinkomponententest benötigt beispielsweise nur so viel Energie wie etwa der Betrieb von drei Waschmaschinen. Durch die erzielte höchste Qualität und die Entwicklung von vibrationsarmen, leisen, verschleißfreundlichen, zuverlässigen Fahrwerken ergibt sich ein internationaler Wettbewerbsvorteil für Siemens Mobility, der dazu beiträgt, den Standort Graz und die hier etablierten Arbeitsplätze abzusichern.
Qualitativ hochwertige Drehgestelle aus dem Weltkompetenzzentrum Graz sind wesentliche Bausteine für den Erfolg unseres Unternehmens. Wir stärken den Standort, erweitern die Kompetenzen und bieten attraktive Arbeitsplätze für Ingenieure und technik-affine Jugendliche.
so Arnulf Wolfram, CEO Siemens Mobility Austria.
Die ersten Komponenten, die in diesem neuen Versuchslabor überprüft werden, sind die Radsätze für die Fahrwerke der neuen Londoner U-Bahn-Züge (Piccadilly Line). Gleichzeitig laufen die Testreihen für Komponenten der international erfolgreichen Avenio Straßenbahn an. Besonderer Fokus liegt hier auf der weiteren Minimierung der Geräuschentwicklung sowie des natürlichen Vibrationsverhaltens des Fahrwerks.
Rund 250 Ingenieure entwickeln bei Siemens Mobility Graz die Schienenfahrzeugtechnologie von morgen
Der Löwenanteil dieser Arbeit erfolgt IT-unterstützt, sodass vollständige virtuelle Abbilder („digitale Zwillinge“) der bis zu 20 Tonnen schweren Drehgestelle entstehen. Nach umfangreichen virtuellen Simulationen und Berechnungen zur funktionalen Absicherung werden Prototypen produziert und im neuen Versuchslabor auf die spezifizierten Bauteileigenschaften untersucht.
Die Ergebnisse fließen direkt an den Entwicklungsbereich zurück, wo wiederum geprüft wird, ob die gewünschten Werte erreicht werden. Produkteigenschaften sowie das Einhalten von Grenzwerten und Normen werden vollelektronisch dokumentiert, validiert und gegebenenfalls noch optimiert, bevor die eigentliche Serienproduktion anläuft.
Aber auch im Zuge der etablierten Serienproduktion wird das Prüflabor genützt: Die Komponenten werden stichprobenartig vor Auslieferung an die Kunden einer umfassenden Qualitätskontrolle unterzogen. Außerdem spielt die neue Einrichtung eine wichtige Rolle, wenn es um die Eigenschaften von Produkten externer Lieferanten geht. Diesbezügliche Überprüfungen können deutlich rascher und umfassender als bisher erfolgen.
Über den Siemens Mobility Standort in Graz
- Rund 1.400 Menschen, 80 Lehrlinge absolvieren dort ihre Ausbildung. Dazu lernen etwa 60 Werksstudierende parallel zu ihrer Ausbildung das Umfeld im Engineering kennen.
- Ab September 2022 werden 21 neue Lehrlingsausbildungsplätze (in den Bereich Betriebslogistik, Elektrotechnik, Lackiertechnik, Mechatronik, Metalltechnik und Schweißtechnik) angeboten.
Pro Jahr werden rund 2.900 Fahrwerke und rund 1.000 Pantographen (Stromabnehmer) erzeugt. Mehr als 250 Engineering-Expert*innen arbeiten im Bereich Forschung und Entwicklung, um Innovationen und Verbesserungen für die Kunden umzusetzen. Qualitativ hochwertige Hightech Fahrwerke prägen die Sicherheit und den Reisekomfort in modernen Zügen maßgeblich.
Foto: Siemens Mobility / Werner Krug