Wie gefährlich falsch entsorgte Zigarettenfilter und Tabakreste für unsere Umwelt sind, ist den meisten leider noch nicht bewusst. In Umfragen haben fast 75 % der Befragten angegeben, ihre Zigarettenreste bereits am Straßenrand, in einem Gully oder sogar mitten in der Natur zurückgelassen zu haben.
Weltweit werden jährlich über 5,7 Billionen Zigaretten produziert, von denen der Großteil – Schätzungen sprechen von fast 4,5 Billionen – unsachgemäß in der Umwelt entsorgt werden. Konservative Schätzungen gehen davon aus, dass auf diese Weise jährlich etwa 1.200.000 Tonnen Zigarettenstummel in der Umwelt entsorgt werden. Die WHO spricht sogar von 3.400.000 bis 6.800.000 Tonnen.
Vor allem in Städten ist die Belastung durch Zigarettenstummel enorm
Eine Studie in Berlin fand heraus, dass im Durchschnitt jeder Quadratmeter der untersuchten Flächen von 5,2 Zigarettenstummel verschmutzt worden sind. Nahe Bahnhöfen stieg diese Zahl sogar auf beinahe 50 Stummel pro Quadratmeter. Damit zählen Zigarettenstummel bei weitem zu der größten Verschmutzung auf Straßen, Gehsteigen und öffentlichen Plätzen.
Nicht nur die Menge an Abfall ist ein Problem. Untersuchungen gehen von etwa 4.000 bis 7.000 chemischen Inhaltstoffen in Zigarettenstummeln aus, die toxisch auf Gesundheit und Umwelt wirken. Mindestens 50 Stoffe davon sind für Menschen nachweislich karzinogen. Diese Stoffe werden durch Regen, Schneeschmelze oder bei Entsorgung in Gewässer freigesetzt. Die EU listet daher Zigarettenstummel als Sondermüll.
Neben Schwermetallen und giftigen organischen Stoffen, spielt vor allem Nikotin eine große Rolle
Nikotin ist ein Nervengift, dass von Pflanzen als natürliches Pestizid produziert wird. Seit dem 15. Jahrhundert wurde es als Insektizid eingesetzt. Wegen seiner gefährlichen Toxizität für Wasserorganismen haben sich die USA, Kanada und Europa mittlerweile zwar darauf geeinigt, auf den Nikotineinsatz als Pestizid zu verzichten, dennoch wird es nach wie vor weltweit im Grund- und Trinkwasser und sogar in abgefülltem Mineralwasser nachgewiesen. Oft werden dabei die als unbedenklich geltenden Konzentrationen weit überschritten.
Ein einziger Zigarettenstummel in einem Liter Wasser reicht dabei aus, um 50 % der darin schwimmenden Fische zu töten. Muscheln, Schnecken und andere kleine Wasserlebewesen reagieren noch empfindlicher, sodass bereits ein einzelner Zigarettenstummel pro 1000 Liter ausreicht, um merklichen Schaden anzurichten.
Gefahr für Tiere durch Tschickstummel
Für Kleinkinder stellen unachtsam weggeworfene Zigaretten eine Gefahr da. Tiere wie z.B. Vögel und Hunde können Zigarettenstummel mit Nahrung verwechseln und fressen, was zu Vergiftungen und Tod führen kann. Besonders gefährlich für Kinder und Tiere ist das in den Zigaretten enthaltene Nikotin, das beim Essen der Zigaretten zu Vergiftungen führen kann.
Doch auch das Mikroplastik, welches durch die Zigarettenstummel in die Umwelt gelangt, belastet die Tierwelt: Mikroplastik verursacht zum Beispiel das Sterben von großen Wasserflöhen und beeinträchtigt die Fortpflanzungsfähigkeit bei Mäusen.
Das gesellschaftliche Bewusstsein ist, anders als bei Hundehaufen, immer noch zu klein und die Verschmutzung mit Zigarettenstummeln nach wie vor enorm. So werden laut Tierschutz Austria in Wien rund 868 Millionen Zigaretten jährlich achtlos auf den Boden entsorgt. Nur 130.000.000 landen in den dafür vorgesehenen Mülleimern.
Werden diese Zigaretten zusammen mit Grünzeug von der Straßenreinigung aufgefegt, landet beides in Kompostieranlagen, woraus Erde entsteht, die letztlich auch in vielen Gemüse- und Kräutergärten verteilt wird. In Graz gibt es seit März 2021 ein Rauchverbot für alle öffentlich zugänglichen Kinderspielplätzen und –flächen in Graz, die im Eigentum der Stadt Graz stehen oder von dieser verwaltet werden.