Im Grazer Norden wurden heute 73 Hektar wertvollen Lebensraums, vor allem für die Vogelwelt, zum Naturschutzgebiet Weinzödl erklärt. Das Gebiet verläuft entlang einer zwei Kilometer langen Fließstrecke der Mur zwischen dem Kraftwerk Weinzödl und dem Pongratz-Moore-Steg zwischen Andritz und Gösting. Damit soll der Lebensraum zahlreicher Tiere und Pflanzen, vor allem bedrohter Vogelarten, nachhaltig geschützt werden.
Fast drei Jahrzehnte ist es her, seit mit der Erklärung des 22 Hektar großen Stadtparks im Jahr 1987 und des 19 Hektar großen Schloßbergs im Jahr 1988 zu geschützten Landschaftsteilen die bis dato letzten bedeutenderen Unterschutzstellungen im Grazer Stadtgebiet registriert wurden. Der neue Schutzstatus bedeutet ein Verschlechterungsverbot für das gesamte Areal: Für alle Vorhaben wie Brunnenbauten oder andere Nutzungen besteht künftig eine Bewilligungspflicht, auch der Wassersport ist nur noch mit Genehmigung erlaubt. Außer den vorhandenen Wegen, die auch von Spaziergängern gerne benutzt werden, dürfen keine neuen Pfade mehr angelegt werden. Die Schotterinseln sind künftig zum Schutz der bodenbrütenden Vogelarten für die Fischer tabu: Sie dürfen nicht mehr betreten werden.
134 Vogelarten im neuen Naturschutzgebiet nachgewiesen
Die Initialzündung zur Einrichtung eines „Vogelschutzgebiets Graz-Nord“ (damaliger Arbeitstitel) stammt vom Grazer Ornithologen Emanuel Lederer. Bereits seit rund drei Jahrzehnten beobachtet er die Vogelvorkommen links und rechts der Mur. Im Jahr 2007 wurde die Idee im Rahmen der Bürgerbeteiligungs-Initiative „Zeit für Graz“ erstmals formuliert. Von den insgesamt 144 Vogelarten, die in Graz kartiert sind, wurden nicht weniger als 134 im neuen Schutzgebiet nachgewiesen, bei 49 von ihnen wurden erfolgreiche Bruten in dem Areal beobachtet. Neben bemerkenswerten Vorkommen von Wasseramsel und Gänsesäger halten sich in dem Gebiet auch in den Roten Listen bedrohter Tierarten verzeichnete Vögel wie Flussuferläufer, Halsbandschnäpper, Baumfalke, Kleinspecht und Gartenbaumläufer auf. Im Wasser finden auch geschützte Tierarten wie die Würfelnatter oder der größte Fisch aus der Gruppe der Salmoniden, der Huchen, Raum zum Leben und zur Fortpflanzung.
Winterrastplatz im Stadtgebiet für Vögel
Besonderen Wert hat das neue Naturschutzgebiet Weinzödl für die Winterrast von Vögeln. Dass hier so viele Arten vertreten sind, liegt vor allem an der naturnahen und vielfältigen Strukturierung des Areals. Wasser und Uferbereiche sind gleichfalls vorhanden wie Wälder und offene Wiesen. All das macht die Zone zum Biotop, in dem Platz zur Rast ebenso geboten wird wie zur Fortpflanzung – und ein reichhaltiges und vielfältiges Nahrungsangebot. Das Wasserband der Mur dient zudem als wichtige Orientierungslinie für den Vogelzug auf dem Weg in Richtung Sommer- oder Winterquartier.
Bei der Präsentation des Projekts Naturschutzgebiet Weinzödl betonte Bürgermeister Siegfried Nagl die Einbeziehung aller Interessensgruppen in der sorgfältigen Vorbereitung, der Grazer Naturschutzbeauftragte Dr. Wolfgang Windisch verglich die historische Wertigkeit der Installierung des Schutzgebiets mit dem Freikauf des Stadtparks durch die Grazer Bürger vor 150 Jahren. Der Ornithologe Ernst Albegger verwies auf die vielfältigen Vorteile des Schutzgebiets für die Vogelwelt in Graz, und Günther Schiffrer vom Referat für Umwelt- und Gesundheitsrecht der Grazer Bau- und Anlagenbehörde erläuterte die rechtlichen Auswirkungen. Menschliche Aktivitäten bleiben bei schonendem Umgang mit der Natur erlaubt. Für manche Nutzungen sind künftig jedoch Bewilligungen nötig, anderes wird tabu.
Um die Menschen auf die Naturschätze und deren Schutzwürdigkeit hinzuweisen, ist die Installierung eines Informationsleitsystems vorgesehen. Eine Errichtung eines Beobachtungsturms auf Andritzer Seite wird geprüft.
Foto: Stadt Graz/Wolfgang Windisch
Was bedeutet bitte ein Bagger in der Mur und umgeschnittene Bäume (mit Durchmesser ca 30 cm und mehr) -auf Höhe Arlandgründe ?? Was passiert dort im Naturschutzgebiet?
(gesehen am 12.01.2017)
Naturschutzgebiet Weinzöttl: Habe gelesen, betrifft den Bach der in die Mur fließt. Gehe immer wieder den Weg spazieren und beobachte immer wieder das die Leute mit Hund ohne Leine lassen. Hund darf ins Wasser. Stockenten sind alle weg. Müll findet man im Wasser. Keine Rücksicht auf Naturschutz anscheinend interessiert es viele nicht. Es tut einen das Herz weh, wenn mann das beobachtet. Es müsste etwas getan werden das greift.