Sie sind den Andritzern ein liebgewonnenes Bild geworden, jene beiden Störche, die seit Jahren zu Frühlingsbeginn ihr Nest auf einem Funkmast in der Radegunder Straße beziehen.
Wenn die Andritzer Störche demnächst aus ihrem Winterquartier nach Graz zurückkehren, erwartet sie unweit ihres gewohnten Nests ein neues Zuhause: Da der zentnerschwere Bau jedoch zu einem statischen Problem für die Funkanlage geworden ist, muss der Horst vom gewohnten Standort entfernt werden. Nur ein paar Flügelschläge von der Radegunder Straße 144 entfernt bekommen Meister Adebar und seine Gefährtin jedoch ein neues Nest angeboten. Im Bereich Puchleitnerweg 18 in Andritz wird eine Bachaufweitung des Schöckelbachs genutzt, um ein Ersatzquartier für die Vögel einzurichten.
Wir müssen alles dafür tun, um das Artensterben aufzuhalten. Gerade Vögel sind wichtige Indikatoren für den Zustand unseres Ökosystems. Wo der Storch ist, gibt es auch einen intakten Lebensraum für andere Arten. Das hier ist ein feierlicher Tag für den Naturschutz in Graz.
so Vizebürgermeisterin Judith Schwentner, die bei der Übersiedlung des Nestes vor Ort war. Laut dem Naturschutzbeauftragten der Stadt Graz, Wolfgang Windisch, schreibt das Naturschutzgesetz bei Entfernung eines Storchennests zwingend einen Ersatzstandort vor:
Auch wenn es natürlich keine Garantie gibt, so nehmen Störche diese Ersatzhorste meist als neuen Brutplatz an!
Ein 18 Meter hoher Mast, auf den heute Mittwoch der schwere und runderneuerte Horst gehoben wird, soll die Störche in Brutstimmung versetzen. Weißstorch-Nachwuchs hat es in Andritz früher mitunter gegeben, jedoch nicht in den vergangenen Jahren. Also hofft man, dass diesmal am neuen Standort der sprichwörtliche Storch zu den Störchen kommt und wieder einmal Nachwuchs bringt.
Warum es in jüngster Zeit mit dem Nachwuchs nicht mehr geklappt hat, könnten laut Windisch auf den Mangel an geeignetem Aufzuchtfutter zurückzuführen:
Weißstörche brauchen als Indikatoren eines intakten Lebensraums vor allem Großinsekten, Mäuse und Amphibien wie Frösche, verschmähen aber auch Fische nicht. Mit der zunehmenden Verbauung und Trockenlegung von Feuchtwiesen wird ihnen in der Stadt immer mehr die Lebensgrundlage genommen!
Bei den in den vergangenen Jahren gesichteten Weißstörche im Grazer Norden handelt es sich um Jungstörche, die durch eine wieder erstarkte Westpopulation aus dem Norden Deutschlands und aus Slowenien verdrängt werden und hier einen geeigneten Lebensraum suchen. Um als Brutpaar erfolgreich zu sein, bedürfe es aber eines passenden Nahrungsangebots.
Die europäischen Weißstörche nutzen üblicherweise vor allem zwei Routen für den jährlichen Zug ins afrikanische Winterquartier und wieder zurück:
- Die Westroute führt über Spanien und Marokko.
- Die Ostroute via Bosporus und Nahem Osten.
Der in Andritz immer wieder gesichtete und fotografierte Adebar wurde übrigens in Donau-Ries im deutschen Schwabenland geboren und am 7. Juni 2006 beringt. Neben dem Weißstorch ist auch der seltenere und scheue Schwarzstorch in Graz beheimatet. Er brütet jedoch versteckt im Wald und nicht frei sichtbar auf Häusern oder Masten.
Heute habe ich einen Storch im neuen Nest gesehen. :-)