Die neue Bundesregierung aus ÖVP, SPÖ und NEOS hat sich in ihrem Regierungsprogramm auf eine massive Stärkung des österreichischen Bundesheeres verständigt. Ein zentrales Ziel ist die schrittweise Erhöhung des Verteidigungsbudgets. Das Landesverteidigungs-Finanzierungsgesetz (LV-FinG) soll novelliert werden, um das Budget langfristig auf 2 % des BIP anzuheben. Damit sollen die Streitkräfte in den nächsten Jahren moderner, schlagkräftiger und international besser vernetzt werden.
Zusätzlich wird der Aufbauplan „Unser Heer 2032+“ weiterentwickelt. Die neuen sicherheitspolitischen Herausforderungen, insbesondere die veränderte geopolitische Lage durch den Ukraine-Krieg und hybride Bedrohungen, erfordern eine Anpassung der österreichischen Sicherheitsstrategie.
Eurofighter-Nachfolge: Neue Kampfflugzeuge bis 2033
Ein zentrales Thema der Militärstrategie ist die Erneuerung der Luftstreitkräfte. Die bestehenden Eurofighter Typhoon sollen bis 2035 ersetzt werden. Die Bundesregierung plant, bis 2025 eine Grundsatzentscheidung über die Nachfolgebeschaffung zu treffen. Der Zulauf neuer Kampfflugzeuge ist ab 2033 vorgesehen.
Geprüft wird eine gemeinsame Beschaffung mit europäischen Partnern, um Kosten zu sparen und Synergien bei Wartung, Training und Logistik zu nutzen. Zusätzlich wird die Luftraumüberwachung durch moderne Radarsysteme und neue Frühwarntechnologien gestärkt.
Teilnahme an „European Sky Shield Initiative“ und Raketenabwehr
Österreich wird sich an der europäischen Luft- und Raketenabwehr „European Sky Shield Initiative (ESSI)“ beteiligen. Dieses System soll den europäischen Luftraum gegen Drohnen, Marschflugkörper und ballistische Raketen absichern.
Dafür wird die Bundesregierung in Langstrecken-Luftabwehrraketensysteme investieren. Diese modernen Waffensysteme ermöglichen eine effektive Verteidigung gegen Bedrohungen aus der Luft und sind ein bedeutender Schritt zur Stärkung der österreichischen Landesverteidigung. Die genaue Auswahl der Systeme soll in den kommenden Jahren erfolgen.
Stärkung der Bodentruppen und Miliz
Neben der Luftverteidigung wird auch das Bundesheer am Boden aufgerüstet. Geplant sind Investitionen in moderne Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und Drohnenabwehrsysteme. Zudem sollen die Kommunikation und Cyber-Abwehr durch neue IT-Infrastrukturen verbessert werden.
Die Miliz wird eine größere Rolle in der Landesverteidigung spielen. Die Regierung plant, die Reserven zu stärken und die Ausbildung zu modernisieren. Ziel ist es, das Bundesheer insgesamt flexibler und einsatzfähiger zu machen.
Attraktivierung des Soldatenberufs
Um mehr Personal für das Bundesheer zu gewinnen, werden die Dienstbedingungen verbessert. Ein neues Besoldungssystem soll die Gehälter für Soldaten konkurrenzfähiger machen. Der Grundwehrdienst wird reformiert, unter anderem durch eine Erhöhung des Soldes und eine bessere Ausbildung.
Besonders Frauen sollen verstärkt für den Dienst im Bundesheer gewonnen werden. Die Regierung plant gezielte Rekrutierungsmaßnahmen, um den Anteil weiblicher Soldaten zu erhöhen.
Cyber-Abwehr und hybride Bedrohungen
Die Regierung legt einen starken Fokus auf die Cyber-Abwehr und den Schutz kritischer Infrastruktur. Dafür wird das Austrian Cyber Competence Center (AT3C) eingerichtet. Es soll staatliche Systeme gegen Cyberangriffe und hybride Bedrohungen schützen.
Zudem wird die Zusammenarbeit mit europäischen Partnern in den Bereichen Cybersicherheit, Nachrichtendienste und digitale Verteidigung intensiviert.
Wehrhafte Demokratie und Krisenvorsorge
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Stärkung der Resilienz Österreichs gegenüber Sicherheitskrisen. Die Regierung plant, den zivilen und militärischen Bevölkerungsschutz auszubauen. Dazu gehört ein nationaler Notfallplan für Blackouts, Cyberangriffe und Naturkatastrophen.
Um den Schutz vor Bedrohungen aus dem Ausland zu verbessern, wird Österreich seine internationale Kooperation mit EU und NATO-Partnern verstärken. Das Bundesheer soll künftig eine stärkere Rolle in Friedensmissionen der UNO und OSZE übernehmen.
Fazit: Modernisierung auf allen Ebenen
Die Pläne der neuen Bundesregierung markieren eine der größten Reformen des Bundesheeres seit Jahrzehnten. Mit höheren Investitionen, neuen Kampfflugzeugen, Raketenabwehrsystemen und einer verstärkten Cyber-Abwehr soll Österreichs Verteidigungsfähigkeit erheblich ausgebaut werden.
Die geplanten Reformen zeigen, dass Österreich in Zukunft besser auf sicherheitspolitische Herausforderungen vorbereitet sein will.