Bei einer feierlichen Veranstaltung am Fliegerhorst Hinterstoisser in Zeltweg blickte Airchief Generalmajor Gerfried Promberger auf die Geschichte des Eurofighters in Österreich zurück. Gleichzeitig präsentierte er die Pläne für die künftige Luftraumüberwachung und skizzierte die strategische Ausrichtung der Luftstreitkräfte bis 2032 – dem geplanten Ausmusterungszeitpunkt des Eurofighters.
Eurofighter in Österreich: Ein historisches Kapitel begann 2007
„Wie der CEO von Eurofighter bereits gesagt hat – am 21. März 2007 stieg die Seven Lima Whiskey Alpha zum Jungfernflug auf“, erinnerte Promberger in seiner Rede. Intern wurde sie als Austrian AS001 bezeichnet. Nach ihrem Erstflug landete sie sicher in Manching. Nur wenige Monate später – am 12. Juli 2007 – erreichte der erste Eurofighter nach einer Ehrenrunde den Fliegerhorst Zeltweg.
Dieses Ereignis markierte nicht nur einen Meilenstein in der Geschichte der Luftstreitkräfte, sondern auch den Beginn eines neuen Zeitalters der österreichischen Luftraumüberwachung. Viele Zeitzeugen, darunter auch der damalige Kommandant der Luftstreitkräfte Generalmajor i.R. Karl Gruber, erinnerten sich lebhaft an diesen Tag.
Airchief Promberger: Eurofighter-Nachfolge ab 2032
Mit dem bevorstehenden Nutzungsende der Eurofighter in rund zehn Jahren rücken nun neue Herausforderungen in den Fokus. „Die Bundesregierung hat im Regierungsprogramm festgelegt, dass eine Grundsatzentscheidung zur Nachfolge erforderlich ist“, betonte Promberger. Der Zulauf neuer Systeme sei ab 2032 geplant.
Rückblick auf die ursprünglichen Beschaffungspläne
Ursprünglich wollte Österreich 30 Abfangjäger beschaffen – darunter sechs Doppelsitzer als Nachfolger des Saab S-35 Draken. Das Verteidigungsministerium versendete damals ein Request for Information an die Industrie. Den Zuschlag erhielt Eurofighter mit einer Konfiguration von 24 Einsitzern.
Doch aufgrund der Jahrhundertflut 2002 und daraus resultierender budgetpolitischer Herausforderungen reduzierte man die Anzahl auf 18 Maschinen, um unter der Zwei-Milliarden-Euro-Grenze zu bleiben. Später wurde die Stückzahl nochmals gekürzt – am Ende erhielt Österreich lediglich 15 Eurofighter, Tranche 1, teilweise gebraucht von der deutschen Luftwaffe.
Eurofighter Tranche 1: Technologische Grenzen
„Die Tranche 1 hat deutlich ältere Rechensysteme“, erläuterte Promberger. Im Vergleich zu neueren Tranchen sei die Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Ersatzteile seien schwer am Markt erhältlich. Andere Nationen – darunter Deutschland, Spanien, Italien und Großbritannien – ersetzen ihre Tranche-1-Modelle bereits durch modernere Varianten.
Enge Zusammenarbeit mit Deutschland
Promberger begrüßte den Kommodore des taktischen Luftwaffengeschwaders 74 aus Neuburg, Oberst Jürgen Schönhöfer. Zwischen Zeltweg und Neuburg bestehe eine langjährige Partnerschaft, die er selbst mit initiiert habe. Diese Kooperation sei ein wichtiges Zeichen europäischer Zusammenarbeit im Bereich der Luftverteidigung.
Regierungsprogramm sieht Nachfolgemodell vor
Im aktuellen Regierungsprogramm findet sich auf Seite 86 eine klare Zielsetzung: Österreich soll seine aktive Luftraumüberwachung weiterhin sicherstellen und gleichzeitig seine Verteidigungsfähigkeit stärken. Dies erfordert die Beschaffung eines modernen Nachfolgemodells für den Eurofighter.
Geplant ist, den Auswahlprozess gemeinsam mit europäischen Partnern zu gestalten. Dies umfasst nicht nur den Kauf neuer Jets, sondern auch Kooperationen in den Bereichen Ausbildung, Training und Wartung.
Internationale Vergleiche: Schweiz, Tschechien, Rumänien
Österreich steht mit dieser Entscheidung nicht allein. Promberger verwies auf die Schweiz, die bereits den Nachfolger ihrer F/A-18 – 36 F-35 – beschlossen hat. Auch Tschechien ersetzt seine Gripen-Flotte durch 24 F-35. Rumänien plant ebenfalls den Kauf von 32 F-35-Kampfflugzeugen.
Diese Entwicklungen zeigen klar: Wer neue Systeme ab 2032 einsatzbereit haben will, muss schon heute mit den Vorbereitungen beginnen. „In Beschaffungszyklen sind sieben bis acht Jahre ein Wimpernschlag“, betonte Promberger. Deshalb müsse die Absichtserklärung noch in dieser Legislaturperiode erfolgen.
Evaluierungskommission empfiehlt 36 Kampfflugzeuge
Die Evaluierungskommission der aktiven Luftraumüberwachung schlägt – ähnlich wie in der Schweiz – eine Flotte von 36 überschallfähigen Kampfflugzeugen vor. In der engeren Auswahl befinden sich aktuell:
- Eurofighter der neuesten Tranche 5
- Dassault Rafale
- Saab Gripen
- F-35 Lightning II
Ausbildungsbereich wird ebenfalls modernisiert
Neben der Luftraumüberwachung plant Österreich auch eine Modernisierung des Ausbildungsbereichs. Promberger bedankte sich ausdrücklich bei der Verteidigungsministern Tanner für die Entscheidung vom 30. Dezember, die Nachfolge der Saab 105 zu regeln. Diese wurden 2020 außer Dienst gestellt.
Geplant ist die gemeinsame Beschaffung von zwölf Leonardo M-346 Trainerjets mit Italien. Ziel ist es, die Pilotenausbildung wieder nach Österreich zu holen und damit die nationale Kompetenz zu stärken. „Das ist ein klares Bekenntnis zu ‚100 % Made in Austria‘“, so Promberger.
Betrieb des Eurofighters weiterhin essenziell
Bis zur Einführung des Nachfolgers bleibt der Eurofighter ein zentraler Bestandteil der Luftstreitkräfte. „Wir müssen ihn bis zum letzten Flug unfallfrei betreiben – zur Wahrung der Lufthoheit, zur Souveränität der Republik Österreich und zum Schutz der Bevölkerung“, stellte Promberger klar.
Er würdigte abschließend die Leistungen des Überwachungsgeschwaders, der Fliegerwerft 2 sowie des Materialstabs Luft. „20.000 sichere Flugstunden sind ein großartiges Zeugnis professioneller Arbeit“, sagte er abschließend.
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