Start Österreich Hate Crime: Bundesweite Hausdurchsuchungen und Festnahmen

Hate Crime: Bundesweite Hausdurchsuchungen und Festnahmen

Die Polizei konnte bereits 17 strafrechtlich relevante Fälle dokumentieren – darunter schwere Körperverletzung, Raub und sogar ein Fall von versuchtem Mord. Die tatsächliche Zahl der Übergriffe dürfte laut Ermittlern jedoch deutlich höher liegen.

Hate Crimes Polizei

Am 21. März 2025 lief in ganz Österreich eine koordinierte Großaktion der Polizei gegen eine mutmaßliche Tätergruppe, die schwere Straftaten aus Hass gegenüber homosexuellen Menschen verübt haben soll. Über 400 Polizist:innen, darunter auch Spezialeinheiten wie das Einsatzkommando Cobra und Wega, führten 23 Hausdurchsuchungen durch und nahmen mehrere Personen fest – darunter auch einen Verdächtigen in der Slowakei. Die Aktion steht unter der Leitung des Landeskriminalamts Steiermark, in enger Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Graz.

Hintergrund: Hasskriminalität gegen homosexuelle Menschen

Der Schwerpunkt der Ermittlungen liegt auf sogenannten „Hate-Crime“-Delikten, bei denen sich die Täter gezielt gegen homosexuelle Personen richteten. Die Polizei konnte bereits 17 strafrechtlich relevante Fälle dokumentieren – darunter schwere Körperverletzung, Raub und sogar ein Fall von versuchtem Mord. Die tatsächliche Zahl der Übergriffe dürfte laut Ermittlern jedoch deutlich höher liegen.

Unter „Hate Crime“ (auf Deutsch: Hasskriminalität) versteht man vorurteilsmotivierte Straftaten, die – neben dem kriminellen Motiv – vor allem aus Hass oder Vorurteilen gegenüber bestimmten Personengruppen begangen werden. So beispielsweise wegen der Ablehnung einer bestimmten Herkunft, Religion, Hautfarbe, dem Geschlecht oder eben auch wegen der sexuellen Orientierung. Seit November 2020 werden Vorurteilsmotive in Österreich systematisch von der Polizei erfasst. Im Jahr 2023 wurden 5.668 solche vorurteilsmotivierten Straftaten in ganz Österreich verzeichnet.

Bei den Festgenommenen handelt es sich um zwölf Männer und drei Frauen im Alter zwischen 14 und 26 Jahren. Darunter befinden sich elf österreichische, ein deutscher, einen kroatischer, ein rumänischer sowie ein slowakischer Staatsbürger. Eine der Festnahmen ereignete sich in Kooperation mit ausländischen Behörden in der Slowakei. Auch zahlreiche Beweismittel wurden sichergestellt, welche in der Folge kriminaltechnisch ausgewertet bzw. untersucht werden.

Vorgehensweise der Täter

Die Tätergruppe ging äußerst perfide vor:
Sie legte Fake-Profile auf sozialen Netzwerken und Dating-Plattformen an, um potenzielle Opfer unter falschem Vorwand zu Treffen zu locken. Statt eines harmlosen Dates erwarteten die Opfer mehrere maskierte Täter, die sie brutal misshandelten, beraubten und auf grausame Weise erniedrigten. In manchen Fällen wurden die Opfer gezwungen, mit ihren Peinigern zu „tanzen“, während diese die Szenen filmten und in privaten Gruppen online verbreiteten.

Ermittlungsdurchbruch durch AG Venator

Die Ermittlungen begannen bereits im Jahr 2024, nachdem mehrere Raubüberfälle im Bezirk Graz-Umgebung gemeldet worden waren. Rasch wurde klar, dass es sich nicht um gewöhnliche Straftaten, sondern um systematische Hassverbrechen handelte. Das Landeskriminalamt Steiermark übernahm daraufhin die Ermittlungen und gründete im Oktober 2024 die Spezialeinheit „AG Venator“. Diese konnte weitere Täter identifizieren und zahlreiche Beweismittel sichern.

Täter agierten mit zunehmender Brutalität

Laut Polizei wurden die Übergriffe mit der Zeit immer grausamer. Die Täter agierten brutaler, die körperlichen Verletzungen schwerwiegender, die psychischen Erniedrigungen extremer. Besonders schockierend: Die Täter filmten die Misshandlungen, um sie innerhalb ihrer Szene zur Schau zu stellen.

Aufruf an weitere Opfer

Die Polizei appelliert eindringlich an weitere Betroffene, sich unter der Tel Nr. 059133/60-3333 beim LKA Steiermark zu melden. Es wird davon ausgegangen, dass viele Opfer bislang aus Angst oder Scham geschwiegen haben. Der Leiter der Ermittlungen betonte, dass solche Taten konsequent verfolgt und gestoppt werden müssen.

Die Polizei bedankte sich ausdrücklich bei den beteiligten Dienststellen in sieben Bundesländern, dem Bundeskriminalamt, der Direktion Spezialeinheiten, dem Einsatzkommando Cobra sowie den slowakischen Behörden, die einen wichtigen Beitrag zur Festnahme eines internationalen Täters leisteten.

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