Die Elektromobilität in Österreich steht gerade erst in den Startlöchern. Von über 5 Millionen zugelassenen Pkws in Österreich beträgt der Anteil von E-Fahrzeugen heute nicht einmal 1%. Den rund 32.000 zugelassenen E-Fahrzeugen stehen derzeit circa 5.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte zur Verfügung.
Besonders im urbanen Raum eignen sich batterieelektrisch betriebene Fahrzeuge, welche einen jährlichen Zuwachs von 40% in Österreich aufweisen. Der Durchbruch der Elektromobilität ist maßgeblich vom Ausbau der Ladeinfrastruktur abhängig. Der Weiterentwicklungsbedarf der urbanen öffentlichen Ladeinfrastruktur ist massiv. (Quellen: Statistik Austria, BEÖ)
Die Holding Graz betreibt seit einigen Jahren eines der führenden Carsharing Angebote in Österreich, tim – täglich.intelligent.mobil, mit über 2.100 NutzerInnen sowie 500.000 zurückgelegten Kilometern mit der E-Fahrzeugflotte.
so Holding Graz Vorstandsvorsitzender Wolfgang Malik.
Besonders für die ECarsharing Ladestationen an multimodalen Verkehrsknoten läuft die Suche nach besseren Lademöglichkeiten als Alternative zu bestehenden Ladesystemen, wie Wand- oder Säulenladestationen, auf Hochtouren. Sowohl der Platzmangel zwischen Parkplätzen und Gehsteigen als auch fehlende Flächen zur Installation von kabelgebundenen Ladesystemen machen eine Erweiterung solcher Arten von Ladestationen im Stadtbereich schwierig. Zudem wird die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum durch das Aufstellen von Ladestationen, die gespannten Ladekabeln zwischen Ladestationen und E-Fahrzeugen eingeschränkt.
Auch der Umgang mit dem Ladekabel kann umständlich und unpraktikabel für E-Carsharing Benutzer sein. Sobald der Benutzer bei dem E-Auto am Parkplatz ankommt, muss dieser das Ladekabel abstecken, es im Fahrzeug verstauen und kann sodann den gewünschten Weg zurücklegen. Bei der Fahrzeugrückgabe an der Ladestation muss der Benutzer das Ladekabel zur Aktivierung des Ladevorgangs wieder anstecken.
Easelink und Holding Graz starten Pionierprojekt für Laden von E-Autos im öffentlichen Raum
Zusammen mit der Easelink GmbH, einem High-Tech Unternehmen aus Graz, hat die Holding Graz mit ihrem Mobilitätsservice tim seit kurzem ein Ladesystem im Einsatz, welches genau auf die Ladeinfrastrukturanforderung für das Laden im öffentlichen Raum abgestimmt ist.
Die Lösung für urbane, flächendeckende Ladeinfrastruktur im öffentlichen Raum ist ein kabelloses und automatisiertes Ladesystem in der Parkplatzoberfläche.
sagt Hermann Stockinger, Gründer und Geschäftsführer der Easelink GmbH.
Easelink ist ein High-Tech Unternehmen für die Entwicklung der automatisierten konduktiven Ladelösung „Matrix Charging®” für Elektrofahrzeuge mit Standorten in Österreich und China. Die Firma, beschäftigt aktuell 24 MitarbeiterInnen mit Hauptunternehmenssitz in Graz.
Die Vision hinter der Technologie ist die Nutzung aller möglichen Parkzeiten von Elektrofahrzeugen als Ladezeiten durch eine automatisierte Ladeverbindung am jeweiligen Parkplatz. Der Innovationsgrad von Easelink widerspiegelt sich laut Angaben des Unternehmens in den vielen gesicherten Patenten und Markenzeichen. Weiters nimmt die Firma an diversen Standardisierungsgremien für Ladetechnologie wie zum Bespiel in den relevanten Arbeitsgruppen der Charging Interface Initiative (CharIn), der Internationalen Elektrotechnischen Kommission (IEC), der Internationalen Organisation für Normung (ISO) teil. Im Rahmen von Kooperationsprojekten setzen bereits führende Automobilhersteller und -Lieferanten, Infrastrukturanbieter und Fahrzeugflottenbetreiber auf die Zukunftstechnologie Matrix Charging®.
Seit wenigen Tagen ist europaweit das erste automatisierte Ladesystem im öffentlichen Raum bei der Holding Graz in Betrieb. Das automatisierte konduktive Ladesystem, Matrix Charging®, besteht nur aus zwei Komponenten:
- Konnektor im Fahrzeugunterboden
- In der Parkplatzoberfläche integrierten Ladeplatte.
Nach dem Abstellen des E-Autos am Parkplatz senkt sich der im Fahrzeugunterboden integrierte Konnektor und verbindet sich mit der Ladeplatte, die bündig in der Parkplatzoberfläche eingebettet ist. Durch die direkte physische Verbindung (konduktiv) wird das Fahrzeug automatisch mit der Matrix Charging® Technologie geladen.
Das Projekt für automatisierte Ladevorgänge von E-Fahrzeugen verbindet den von uns stets forcierten Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsgedanken gleichzeitig mit Praktikabilität und Funktionalität: Die neue Technologie soll bei unserem Carsharing-Angebot „tim“ zum einen ein noch sichereres und effizienteres Laden der Fahrzeuge ermöglichen, zum anderen kann auch die Erhaltung der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum weiter unterstützt und ein noch einfacherer Bedienkomfort der Holding-EFahrzeugflotte bewerkstelligt werden.
so der für Finanzen und Beteiligungen zuständige Stadtrat Günter Riegler.
Ladeplatte des Ladesystems wird in die Parkplatzoberfläche integriert
- Weder eine Ladesäule noch ein Ladekabel sind für das Laden des E-Fahrzeuges notwendig.
- Durch den Wegfall einer Kabelverbindung zwischen dem Fahrzeug und der Ladestation vermeidet man Stolpergefahren.
- Eine barrierefreie Zone bleibt erhalten und es entstehen keine Hindernisse für z.B. die Bewegung von Kinderwägen oder Rollstühlen.
Bedienkomfort durch automatisierten Ladevorgang
- Das Matrix Charging® Ladesystem soll den tim e-Carsharing Benutzern einen erhöhten Bedienkomfort durch den Wegfall des händischen An- und Absteckens des Ladekabels bieten.
- Besonders bei Witterungsverhältnissen wie Regen oder Schnee müssen die E- Carsharing Benutzer nicht umständlich mit dem Ladekabel, eventuell einem Regenschirm in der Hand und der Ladekarte hantieren.
- Nach dem Abstellen des E-Fahrzeuges am Parkplatz wird es dank Matrix Charging® automatisch geladen.
Flächendeckende automatisierte Ladeinfrastruktur in Graz
Im Rahmen des durch die EU, das Regionalressort Land Steiermark sowie Mitteln aus dem StLREG 2018 geförderten Projekts werden mit der Matrix Charging® Ladetechnologie Erfahrungen unter realen Umweltbedingungen gesammelt. Weitere Folgeprojekte mit der Anwendung von Matrix Charging® im urbanen Raum sind bereits im Umsetzungsprozess, worüber nähere Details im Herbst 2020 kommuniziert werden.
„Besonders das gewonnene Feedback der tim e-Carsharing BenutzerInnen hilft uns die Ladetechnologie weiterzuentwickeln,“ so Hermann Stockinger. Die Erkenntnisse aus der Nutzung unterschiedlicher E-Carsharing Benutzer fließen direkt in den Weiterentwicklungsprozess der Ladetechnologie ein. Außerdem werden die Erkenntnisse in Arbeitsgruppen diverser internationaler Normierungsgremien, denen Easelink angehört, eingebracht. Easelink strebt an, den internationalen Standard für automatisiertes Laden zu setzen.
Foto: Onloph/Simon Moestl