100 Millionen Euro in zehn Jahrestranchen zwischen 2021 und 2030, zu gleichen Teilen vom Land Steiermark und der Stadt Graz finanziert, sollen in die Verbesserung der Infrastruktur gesteckt werden werden, um den Anteil der Fahrräder im gesamten Verkehrsaufkommen im Großraum Graz bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln. Das Land Steiermark plant einen entsprechenden Regierungsbeschluss bereits für kommenden Donnerstag. Die Stadt will in der nächsten Gemeinderatssitzung im November einen entsprechenden Grundsatzbeschluss fassen.
Maßnahmen zur Radverkehr-Steigerung im Detail
- Radschnellrouten (A-Netz) als Langstrecken zwischen Graz und Umgebungsgemeinden. Diesen sollen hohe Geschwindigkeiten am gesamten Streckenzug ermöglichen (Knotenpunkte mit Vorrang, direkte Linienführung, Projektierungsgeschwindigkeit von mindestens 30 km/h und Querschnitte, die ein Überholen ermöglichen.
- Mittelstrecken zur flächigen Erschließung mit Netzwirkung (B-Netz): Linienführung nach Erfordernis mit bevorrangten Knotenpunkten. Projektierungsgeschwindigkeit von mindestens 20 km/h und Querschnittsform für hohe Kapazitäten (zum Beispiel Rad-Highways entlang der Mur für rasche Nord-Süd-Verbindungen)
- Kurzstrecken (C-Netz) zur ergänzenden Erschließung von Potenzialen. Linienführung und Knotenpunkte nach Erfordernis, Projektierungsgeschwindigkeit von mindestens 20 km/h
- Fahrrad-Garagen ober- und unterirdisch in der Grazer Innenstadt
- Videoüberwachte Fahrrad-Abstellplätze insbesondere an intermodalen Schnittstellen, also Umstiegsmöglichkeiten zwischen einzelnen Verkehrsmitteln)
- Beleuchtungsanlagen und Sicherheitseinrichtungen für Radwege
- Radfahr-Leitsysteme
- Flächendeckende Lade-Infrastruktur für E-Bikes
- Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit im Sinne der Radverkehrsstrategie
60 Prozent der Autofahrten in Graz sind kürzer als 10 Kilometer
Bis zum Jahr 2030 wird dem dicht besiedelten Ballungsraum rund um Graz ein weiterer Bevölkerungszuwachs von bis zu 20 Prozent prognostiziert. Das erfordert im Zusammenwirken mit dem steigenden individuellen Mobilitätsbedürfnis ein Handeln, um noch mehr und längere Staus zu vermeiden. Rund 40 Prozent aller innerstädtisch zurückgelegten Wege von Pkw-LenkerInnen sind kürzer als 5 Kilometer. Somit könnten diese auch von nur mäßig sportlichen Menschen problemlos per Fahrrad bewältigt werden.
Mehr als 60 Prozent aller innerstädtisch zurückgelegten Pkw-Fahrten sind unter 10 Kilometer lang und auch für sportliche Radler oder Nutzer von E-Bikes problemlos möglich.
Innerstädtisch ist das Auto in der Praxis meist langsamer als die Straßenbahn oder das Fahrrad. Und das Fahrrad punktet auch in Bezug auf die Kosten: Die Infrastruktur ist bei gleicher Nutzungskapazität um ein Vielfaches günstiger herzustellen und zu erhalten als bei allen anderen Verkehrsmitteln. Zum braucht das Fahrrad auch viel weniger Platz in den beengten Städten.
Für Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer ist der paktierte Schulterschluss zwischen Land und Stadt laut Presseaussendung ein „Meilenstein zur Erreichung der Klimaziele in Graz und in der Steiermark“. Er rechnet mit einer Verdoppelung des Radwegenetzes im Großraum der Landeshauptstadt. Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer hält eine verbesserte Infrastruktur und den Trend zum E-Bike für eine Chance für alle Generationen, das Auto stehen zu lassen und somit zu einer Lösung des Stauproblems über die Stadtgrenzen hinaus beizutragen. Verkehrs und Finanz-Landesrat Anton Lang sieht das Engagement des Landes für den Radverkehr als zweiten großen Wurf nach der Beteiligung am Ausbau des Netzes für den Öffentlichen Verkehr. Jetzt brauche es Mut zur Umsetzung in der Politik und eine breite Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung.
Von Seiten der Stadt Graz sieht Bürgermeister Siegfried Nagl eine nachhaltige Mobilitätswende für Graz:
Mit diesem Engagement werden wir nicht nur zur Fahrradhauptstadt Österreichs, sondern erregen auch international Aufsehen!“ Die 100 Millionen Euro in zehn Jahren bedeuteten eine Investition von 33 Euro pro Kopf und Jahr ins Verkehrsmittel Fahrrad – „so viel gibt keine andere Stadt Europas für diese nachhaltige Mobilität aus!
Foto: Stadt Graz/Fischer