Es trug sich zu, dass ich an der Haltestelle »Franz Steiner Gasse« auf den Bus Richtung Puntigam wartete, der mich samt Einkaufskorb nachhause bringen sollte. Ich hatte mein Körbchen gerade abgestellt, als sich ein älteres Paar, beide von sehr fülliger Statur und begleitet von zwei kleinen, mopsdackelartigen Hunden, der Haltestelle näherte und unter lautem Ächzen auf der Wartebank niederließ. Ganz besonders Bedacht legten die beiden darauf, dass eine zuckerlrosa Tortenschachtel gigantischen Ausmaßes einen guten Sitzplatz auf der Bank bekam. Man sah den beiden die Vorfreude auf den Verzehr des Inhaltes der Schachtel förmlich an.
Dann kam der Bus, mindestens genauso gut gefüllt wie die beiden Wartenden; die mittlere Tür öffnete sich und das Paar wuchtete sich samt Hunden und Tortenschachtel ins Wageninnere. Dass es absolut unmöglich war, diese gesamte Fülle auf Sitzplätzen unterzubringen, quittierte der Mann mit einer nicht näher definierten Unmutsäußerung. Der Bus machte sich auf den Weg Richtung Puntigam. Nach wenigen Fahrminuten bog ein Auto relativ unvermittelt vor dem Bus in die Straße ein, was den Busfahrer dazu nötigte, etwas heftiger auf die Bremse zu treten.
Und das wiederum gab den Vorhang frei für ein wahrlich bemerkenswertes Dramolett.
Einer der beiden Hunde gab‘ ein erbärmliches, markerschütterndes Quietschen von sich; wohl dadurch bedingt, dass das üppige Herrchen ob des Bremsens den Schwanz des Hundes unter seinen Füßen begrub. Gleichzeitig geriet der Tortenkarton völlig außer Kontrolle und landete mit einem satten »Pflatsch« am Boden. Was wiederum die Frau zum Klageruf »Jössas, die Mööööö’speis!« veranlasste. Und als dramatische Kulmination wandte sich der Mann lauthals an den Fahrer »Hearst, Du Troauttel, kaunnst net Autofohr’n?«
Sekundenbruchteile Stille, dann eine Stimme von ganz hinten »Hearst, Du Troauttel, kaunnst di net festhoult’n?!«
Die Autorin Susanne Drothler über sich: Vor ungefähr eineinhalb Jahren hat es mich nach Graz verschlagen, der Liebe wegen. Ich denke, es könnte schlimmere Gründe für einen Ortswechsel geben. Und mittlerweile, ist es nicht nur die Liebe zu meinem Mann, sondern auch die Liebe zu dieser Stadt, die das Leben hier für mich so besonders lebenswert macht. Ich lerne die Stadt jeden Tag ein bisschen mehr kennen und dabei kommt mir auch die eine oder andere Begebenheit unter, die mit den Charme dieser Stadt ausmacht. Berührende Momente und solche zum Schmunzeln, die ich festhalten möchte, »Grazer Miniaturen« sozusagen.