Mitten in der in Griechenland sich immer weiter verschärfenden Krise rund um die Schuldenproblematik Griechlands, geschlossener Banken und dem drohenden Austritt / Rauswurf aus der EU, fragen sich viele, wie gescheit es ist, in Griechenland seinen Urlaub zu verbringen.
Wir selbst hatten in den letzten zwei Wochen die Gelegenheit Urlaub in Griechenland zu machen, dabei das Land und seine Menschen näher kennen zu lernen und konnten so auch mit einigen Griechen über die unterschiedlichen Ansichten der Griechen und den restlichen Europäern sprechen.
Dabei war deutlich rauszuhören, dass die vor wenigen Tagen ins Spiel gebrachten Sparmaßnahmen die Menschen noch weiter in den Abgrund drängen würden. Das Bewusstsein, wer für die ganze Situation – Politiker, das korrupte System und weitere – verantwortlich ist, war durchaus auch dar. Aber es war aus den Antworten aber auch so eine Art „Was solls – was passiert ist, ist passiert“ rauszuhören.
Normalität am Urlaubsort – bisher
Zumindest in der Stadt Lefkada auf der gleichnamigen Insel unmittelbar nahe dem griechischen Festland war zu diesem Zeitpunkt von der Griechenland-Krise überhaupt nichts zu spüren. Einzig vor einem Bankomaten einer Bank in der beliebten Einkaufsstraße hatte sich eine Schlange gebildet. An unserem Abreisetag Anfang dieser Woche kamen wir wieder an dieser Bank vorbei und wieder war eine Schlange zu sehen. Nur wartete dieses mal ein Polizist in einem Zivilauto davor – man kann sich vorstellen warum. In den Geschäfte wurden weiterhin Waren und Souvenirs verkauft und die Tavernen waren weiterhin gut besucht. Benzin für das Mietauto war weiterhin vorhanden, nur fiel auf einer Tankstelle auf, dass keine Karten – nur mehr Bargeld – akzeptiert wurden.
Genug Bargeld in den Urlaub mitzunehmen rieten schon vor unserer Hinreise viele Medien, Konsumentenschutz und das Außenministerium – wir hielten uns natürlich an diesen guten Ratschlag. Ein Thema bei den erwähnten Gesprächen war auch das gegenseitige Bild der Griechen und das Bild der Deutschen (stellvertretend für die Europäer). In den, nennen wir sie „stimmungsmachenden“ Medien auf der deutschen Seite wird leider nur zu oft das Bild des „faulen Griechen“ transportiert.
Sind die Griechen faul?
Mitnichten! Wir benötigen keine Statistiken, welche die reißerischen Aussagen von Bild und Co widerlegen. Wir lernten während des Aufenthalts in Griechenland viele zuvorkommende, nette und fleißige Leute kennen. Vielleicht ist dies an einem typischen Urlaubsort normal und es wird sicher so wie bei uns auch, andere Verhaltensweisen geben.
Wie die nächste Zeit für Griechenland und die EU weiter geht, wird sich bald zeigen. Wo vor zwei Wochen Bedenken über eine Reise nach Griechenland durchaus vorhanden war, zeigte sich, dass diese im Rückblick unbegründet waren. Aktuell spitzt sich die Situation aber noch weiter zu. Es ist eine Sache genug Bargeld mitzuhaben, aber eine andere wegen Problemen bei Treibstofflieferungen im Hotel ohne genug Benzin für das Auto festzusitzen. Laut letzten Meldungen sind besonders Last-Minute-Reisen nach Griechenland deutlich eingebrochen. Gerade ein Ausfall im Tourismus trifft das Land noch härter.
Tsipras Plan B wie Grexit
Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die griechische Regierung rund um Ministerpräsident Alexis Tsipras seit seiner Wahl auf einen Plan B zuarbeitet. Indem Griechenlands Schulden nicht mehr zurück gezahlt werden, keine großartigen Reformen angegangen werden und die daraus entstehenden Konsequenzen in Kauf nimmt. Vielleicht wurde und wird bewusst auf Zeit gespielt um eine Infrastruktur für eine Zeit nach dem Euro und oder der Europäischen Union vorzubereiten. Wie in unserer Epoche schon „Normalität“ – verlieren wird das Volk (in diesem Fall der Griechen). Die Menschen mit aberwitzig viel Geld in ihrem Portemonnaie wird dies leider nicht betreffen – die Politik schafft es nicht anders.