„Starte durch – 5000 Euro passives Einkommen pro Monat“. Mit Slogans wie diesem bewerben sogenannte „Business Coaches“ und „Mentoren“ auf YouTube, TikTok oder Instagram Online-Kurse, die Interessierten mit wenig Aufwand zu Reichtum verhelfen sollen.
Die Realität sieht anders aus: Konsument:innen werden in fingierten Bewerbungsgesprächen zu Vertragsabschlüssen gedrängt, die über Reseller-Plattformen wie CopeCart oder Digistore24 abgeschlossen werden.
Die Kosten für dubiose Online-Coachings belaufen sich auf mehrere Tausend Euro, während der in Aussicht gestellte Reichtum ausbleibt. Das Europäische Verbraucherzentrum (EVZ) des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) verzeichnet dazu zahlreiche Beschwerden. Mehr als 700 Betroffene haben seit Juli 2021 über das EVZ-Netzwerk rechtliche Hilfestellung gesucht. Ein auf Anregung des EVZ vom VKI erwirkter Europäischer Zahlungsbefehl gegen CopeCart führte jetzt zu einer Rückzahlung von rund 3.800 Euro für einen Geschädigten.
„Geld verdienen mit Domains“
Die Berliner Firma CopeCart fiel dem EVZ insbesondere in Zusammenhang mit dem „Selfmade-Millionär“ Walter Temmer für das Anpreisen seiner „Temmer Masterclass“ („Geld verdienen mit Domains“) ins Auge. Allein zu Temmer-Coachings sind bis heute 350 Beschwerden beim EVZ eingegangen.
In Zusammenarbeit mit dem VKI ließ das EVZ daher die Vorgehensweise von Temmer und CopeCart rechtlich prüfen. Dies mündete darin, dass der VKI im Auftrag des Sozialministeriums einen der vielen Betroffenen vor Gericht vertrat und im November 2022 einen Europäischen Zahlungsbefehl auf Rückzahlung der Kosten in der Höhe von 3.848 Euro beim Bezirksgericht für Handelssachen Wien einbrachte. Gegen den Zahlungsbefehl legte CopeCart keinen Einspruch ein, weshalb dieser nun rechtskräftig wurde. Der Konsument erhielt sein Geld zurück.
CopeCart hat sich zwar nicht auf ein gerichtliches Verfahren und damit verbunden eine rechtliche Klärung eingelassen, wir werden die Branche aber weiterhin im Blick behalten und gegebenenfalls erneut gerichtlich gegen unlautere Praktiken vorgehen.
erläutert VKI-Juristin Nadya Böhsner.
Coaches versprechen passives Einkommen und schnellen Reichtum
Walter Temmer hat sein Coaching-Modell mittlerweile zwar eingestellt, doch seit geraumer Zeit erreichen uns zahlreiche Beschwerden zu weiteren Coaches, die passives Einkommen und schnellen Reichtum versprechen. Insgesamt hat das EVZ-Netzwerk seit Juli 2021 mehr als 700 Beschwerdefälle zu unseriösen Business-Coachings – mit einer geschätzten Schadenssumme im einstelligen Millionenbereich – verzeichnet. Die Vorgehensweise solcher Unternehmen ist dabei im Grunde immer gleich.
so EVZ-Leiter Reinhold Schranz weiter.
Ein Problem, das nicht nur auf Österreich begrenzt sei. So thematisierte auch Jan Böhmermann, mit Unterstützung des EVZ, erst kürzlich die Praktiken diverser Online-Coachings im ZDF Magazin Royale vom 24. Februar 2023 mit dem Titel „Geld-Weg-Garantie“.
EVZ-Jurist Reinhold Schranz rät, gegenüber überbordenden Versprechungen skeptisch zu sein und sich am besten nicht auf derartige Angebote einzulassen. Wer in die Coaching-Falle getappt ist und mit Rechnungen oder Mahnungen konfrontiert ist, sollte so rasch wie möglich rechtliche Unterstützung suchen. EVZ bietet Betroffenen Hilfestellung an, indem Verträge geprüft und bei Unternehmen interviert wird. Zudem bietet es online kostenlos einen Musterbrief zur Anfechtung von Coaching-Verträgen an.
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