In den vergangenen Tagen kam es zu Sachbeschädigungen an der Grazer Synagoge durch einen derzeit unbekannten Täter. Am 22. August 2020 wurde der Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz von einem Unbekannten attackiert. Die Staatsanwaltschaft Graz hat nun die Veröffentlichung der angeschlossenen Lichtbilder angeordnet, die den Tatverdächtigen zeigen.
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Nach derzeitigem Ermittlungsstand nahm Elie Rosen einen unbekannten Mann im Bereich der Synagoge wahr, als diese Person gerade dabei war, Steine in den Innenhof zu werfen. Er sprach diesen Unbekannten darauf an, worauf dieser Rosen mit einem Holzstück (vermutlich Baseball-Schläger) attackierte. Rosen saß in diesem Moment in seinem Auto und wurde durch die Attacke nicht verletzt. Eine Netzplanfahndung nach dem unbekannten Täter wurde eingeleitet und ein Objektschutz für die Grazer Synagoge und ein persönlicher Schutz für Elie Rosen angeordnet.
Personsbeschreibung des Tatverdächtigen
- Männliche Person, ca. 20-35 Jahre, ca. 170 cm, schlank, schwarzer Vollbart, auffällige weiße Kappe, Jeanshose, dunkler Rucksack.
- Die genannte Person war zudem auf einem roten Mountainbike unterwegs.
Hinweise zur Identität der auf den Lichtbildern abgebildeten Person werden an den Journaldienst des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung, 059133/60 8333 erbeten.
Die Polizei hat am Sonntagabend (23. August) die Verhaftung eines Verdächtigen bekannt gegeben. Er wurde von einer Radstreife in der Annenstraße gestellt, als dieser mit einem roten Fahrrad unterwegs war. Der Festgenommenen ist Syrer und kam vor sechs Jahren als Asylwerber nach Österreich.
Reaktionen aus der Politik: Graz muss gegen diesen Antisemitismus ein deutliches Zeichen der Solidarität setzen
Entsetzt über die Angriffe auf die jüdische Synagoge und die Baseball-Schläger-Attacke gegen Elie Rosen ist SPÖ-Klubvorsitzender Michael Ehmann.
Ich bin fassungslos: Drei derartige Übergriffe innerhalb von nur zwei Tagen in Graz – das ist in meinen Augen nicht mehr Zufall, da scheint die Absicht dahinterzustecken, Gräben aufzureißen, das Klima zu vergiften, den Weg der Toleranz und des Miteinander zu zerstören.
ist Ehmann bestürzt und erinnert in diesem Zusammenhang auch an den gestrigen Angriff gegen das Büro der rosalila PantherInnen. Dass als Sofortmaßnahme umfassender Polizeischutz für die Synagoge, alle anderen jüdischen Einrichtungen sowie auch für Präsidenten Rosen angeordent wurde, ist für Ehmann ein wichtiger erster Schritt. Darüberhinaus sollte am Sonntag, spätestens aber am Montag seitens des Bürgermeisters ein Krisengipfel mit VertreterInnen aller politischen Parteien, dem städtischen Sicherheitsmanagement, der Grazer Polizei und der jüdischen Gemeinde einberufen werden. Es gelte auf allen Ebenen noch aufmerksamer auf jegliche Anzeichen von Extremismus jeder Art, Verhetzung und Rassismus, Polarisierung zu reagieren, noch entschiedener dagegen aufzutreten.
Für Ehmann ist in dieser Situation auch entscheidend, dass von der Stadt Graz in ihrer Gesamtheit raschest ein deutliches Signal der Solidarität gesetzt wird.
Es liegt auch an uns Grazerinnen und Grazern, jetzt mit aller Vehemenz aufzuzeigen, dass in unserer Stadt antisemitische Gewaltakte, Intoleranz, Rassismus, Verhetzung keinen Platz haben. Und wir müssen kompromisslos zeigen, dass all jene, die solche Übergriffe zu verantworten haben bzw. unterstützen, in dieser unserer Gesellschaft des Dialogs und der Toleranz keinen Platz haben, unerwünscht sind!
Elke Kahr: Hass und Gewalt gegen Juden und Jüdinnen dürfen in Graz keinen Patz haben
Diese Ereignisse machen mich sehr nachdenklich. Unser früherer Landesobmann Willi Gaisch (1922–2009) wurde vom NS-Regime als „Halbjude“ und als Kommunist verfolgt. 1938 hat er als 16-Jähriger vom Augarten aus mitansehen müssen, wie die Nazis die Synagoge niedergebrannt haben.
sagt die Grazer KPÖ-Obfrau Elke Kahr. Die vergangene Woche besprühte Wand wurde aus erhalten gebliebenen Ziegelsteinen der alten Synagoge errichtet. Sie betont, dass Hass und Gewalt gegen Juden und Jüdinnen in Graz keinen Platz haben dürfen. Die Mahnwache in der gestrigen Nacht sieht sie als wichtiges Zeichen der Zivilcourage. „Wir hoffen, dass der Täter bald gefasst wird und die Kultusgemeinde und ihre Mitglieder wieder ohne Angst sein können“, so Kahr.
Erklärung Land Steiermark und Stadt Graz
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer, Landeshauptmann-Stv. Anton Lang, Bürgermeister Siegfried Nagl und Bürgermeister-Stv. Mario Eustacchio sind zutiefst betroffen und weisen diese Gewaltakte aufs Schärfste zurück:
Wir stehen geschlossen hinter der jüdischen Gemeinde und wollen ein gemeinsames Zeichen der Solidarität setzen. Die Angriffe auf Elie Rosen und das jüdische Gebetshaus sind menschenverachtend und zutiefst verwerflich. Gegen diese aufkeimenden Hasstiraden müssen wir entschlossen vorgehen und die Sicherheitsmaßnahmen für die Einrichtungen der jüdischen Gemeinde verstärken. Antisemitismus darf in unserem Land keinen Platz haben!