Es sorgte für großes Aufsehen, als zahlreiche Polizeistreifen am gestrigen Freitag damit begannen, sämtliche Geschäfte und Bahnsteige des Grazer Hauptbahnhofs bis hin zum Haupteingang zu evakuieren. Dutzende Einsatzkräfte von Polizeistreifen bis hin zur Bereitschaftseinheit (BE) waren angerückt, um einen Umkreis von etwa 50 Metern abzusperren. Grund dafür waren zwei „verdächtige Gepäckstücke“, welche im Kassenbereich einer Supermarkt-Filiale abgestellt worden waren. Angestellte der Filiale erstatteten Anzeige bei der Polizei.
Was macht einen handelsüblichen Koffer eigentlich ‚verdächtig‘?
Für die Polizei sind derartige Anzeigen auf verschiedensten Ebenen bis hin zur Kommunikation stets eine Herausforderung. Geht es doch in erster Linie vor allem darum, Ruhe zu bewahren und die Ernsthaftigkeit sowie ein mögliches Gefahrenpotenzial in kürzester Zeit abzuschätzen. Denn daran knüpfen sich weitere Maßnahmen zum Schutz vieler Menschen im öffentlichen Raum.
In die Gefahrenprognose fließen daher laut der Polizei neben Angaben der Anzeiger auch Wahrnehmungen von Zeugen, Beschaffenheit der Gepäckstücke sowie diverse Ermittlungserkenntnisse und polizeiliche Erfahrungswerte mit ein. Schließlich verfügen auch sprengstoffsachkundige Organe (SKO) der Polizei über technische Hilfsmittel und ausreichend Expertise, um derartige Lagen einzuschätzen. Unterstützt werden sie dabei von speziell ausgebildeten Sprengstoff-Spürhunden und deren Hundeführer.
Videoaufzeichnung zeigt zielstrebiges Vorgehen eines Unbekannten
So waren es im aktuellen Fall des Grazer Hauptbahnhofs beispielsweise Videoaufzeichnungen aus den Überwachungskameras, die einen durchaus zielstrebig vorgehenden und vorerst unbekannten Mann zeigten. Er begab sich mit seinen beiden Reiskoffern ohne Zwischenhalt durch den Supermarkt zur Kassa, wo er die beiden Gepäckstücke offenbar bewusst deponierte. In der Folge ging er schnellen Schrittes wieder durch den Supermarkt zum Eingang zurück und verließ diesen durch den Eingang rasch. Einkäufe machte der Mann nicht.
Besitzer der Koffer ausgeforscht
Während sich Sprengstoff-Experten auf zwei und vier Beinen in solchen Fällen in ungewisse Gefahrensituationen begeben, konnten eben sie am gestrigen Tag glücklicherweise rasch für Entwarnung sorgten. Zudem nahmen Polizisten sogleich die Ermittlungen zum Besitzer der Gepäckstücke auf. Dabei handelt es sich in diesem Fall um einen 53-Jährigen aus Graz. Der Mann dürfte ob seines geistigen Zustandes offenbar verwirrt gewesen sein und gab an, dass er die Gepäckstücke lediglich vergessen habe. Er wird wegen des Verdachts der Ordnungsstörung angezeigt.