Nach dem Rücktritt und der Abschiedsrede von Hermann Schützenhöfer in der heutigen Sondersitzung des Landtages Steiermark wählten die Landtagsabgeordneten den neuen Landeshauptmann der Steiermark.
Auf Vorschlag der Steirischen Volkspartei wurde der bisherige Landesrat Christopher Drexler mit 32 Stimmen zum Landeshauptmann gewählt. Nach der Angelobung durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen ist Christopher Drexler offiziell als neuer Landeshauptmann der Steiermark im Amt.
Christopher Drexler nach seiner Wahl zum Landeshauptmann:
Ich bedanke mich herzlich für das Vertrauen, das mir die Mehrheit im Landtag ausgesprochen hat, Landeshauptmann der Steiermark zu sein. Ich habe viel Respekt, aber blicke auch mit Freude auf diese Aufgabe, die für mich einen ganz neuen Lebensabschnitt bedeutet. Einen Abschnitt, in dem ich den steirischen Weg der Zusammenarbeit kraftvoll fortsetzen will. Den Weg, mit dem wir die Steiermark gemeinsam weiter voranbringen.
Christopher Drexler betonte in seiner Rede mehrfach, den steirischen Weg der Zusammenarbeit fortsetzen zu wollen und wandte sich diesbezüglich direkt an seinen Koalitionspartner und auch an die Landtagsopposition. Er bezeichnete das steirische Regierungsübereinkommen, die Agenda Weiß-Grün, als das modernste Regierungsprogramm aller Bundesländer, das den Klimaschutz ganz an die Spitze gesetzt hat. Nun gehe es darum, dieses Programm, mit neuem Schwung, weiter umzusetzen.
„Wir müssen daher die Prioritäten dort setzen, wo die Prioritäten aktuell sind“
Angesichts der aktuellen Herausforderungen – einer Pandemie, einem Krieg in Europa, einer lange nicht erlebten Teuerung, zunehmender Migrationsbewegungen – solle das Regierungsübereinkommen nicht an Bedeutung verlieren, sondern um die neuen Aufgaben und Prioritäten erweitert werden.
Immer wieder kam er in seiner Rede auf die Bedeutung der ländlichen Regionen und den Zusammenhalt zu sprechen. Es dürfe kein Unterscheiden, kein Ausspielen zwischen dem Ballungszentrum rund um Graz und den ländlichen Regionen geben. Die Steiermark dürfe kein Land von zwei Geschwindigkeiten sein. Es müsse alles unternehmen werden, um eine Bewegung vorwärts zu erzeugen.
Ich will, dass uns diese Vorwärtsbewegung an die Spitze führt. Die Steiermark soll in zehn Jahren in möglichst vielen Bereichen ganz vorne sein. Nicht nur unter den österreichischen Bundesländern. Sondern unter den Regionen Europas. Wie bei der Forschung & Entwicklung soll die Steiermark auch in anderen Entwicklungsfeldern zu den Top-Regionen Europas gehören. Weil die Steiermark so viel Chancen und Potentiale hat, so eine Dynamik in sich trägt. Damit wir uns international noch stärker einen Namen machen. Und damit unser stolzes, schönes Bundesland dort ist, wo es hingehört: An der Spitze.
Der neue steirische Landeshauptmann Christopher Drexler sieht es als sein erklärtes Ziel, bei aller politischen Hektik die Menschen und ihre Sorgen nicht aus den Augen zu verlieren. „Statt immer mehr, immer schneller, immer weiter – und weiter weg, müssen wir wieder mehr hinschauen, mehr zuhören und mehr Zuwendung geben.“
Die Vision von Christopher Drexler beim Klimaschutz
Seine Vision sei es, die Steiermark möglichst rasch zu einer Musterregion in Europa zu machen, die Klimaschutz mit wirtschaftlicher Dynamik verbindet. Gerade die grüne Transformation des Automobilsektors sei für die Steiermark eine massive Herausforderung, die aber auch eine Chance sein kann.
Außerdem sieht er es als dringend geboten, beim Ausbau erneuerbarer Energien weiter voranzukommen. Auf Basis solider Expertise soll es in eine konsequente Umsetzung bei Wind-, Wasser- und Sonnenenergie gehen – ebenso wie beim sensiblen Thema Bodenverbrauch, bei dem die Steiermark ihre unrühmliche Spitzenposition hinter sich lassen müsse.
Kinderbildung und Kinderbetreuung
sieht er es als wichtige Notwendigkeit mit ganzer Kraft weiter daran zu arbeiten, vom Betreuungsschlüssel über die Ausbildung bis zur Verwaltung Verbesserungen zu schaffen, um auch für die Zukunft die besten Fachkräfte gewinnen zu können. Gleichzeitig gehe es um den weiteren Ausbau der Betreuungsangebote insbesondere in den ländlichen Regionen.
Pflege und Gesundheit
In diesem Bereich betonte Christopher Drexler, dass die Steiermark eines der besten Gesundheitssysteme der Welt habe, aber keinesfalls übersehen werden darf, dass es zunehmend unter Druck gerät. Man dürfe daher nicht nachlassen, weiterhin die besten Pflegekräfte, die besten Ärztinnen und Ärzte für die Gesundheitsversorgung der Steirerinnen und Steirer zu gewinnen und sich laufend für die bestmöglichen Arbeitsbedingungen stark zu machen.
Arbeit: Wandel weg vom Problemfeld Arbeitslosigkeit hin zum Arbeitskräftemangel
Auch wenn sich diese Situation rasch ändern könne, sei es geboten mit einem neuen Blick an das Thema „Arbeit“ heranzugehen, ihren Wert zu erkennen und ihr – quer über alle Bereiche hinweg – den Stellenwert zu geben, den sie verdient.
Die Teuerung bezeichnete Christopher Drexler als eines der brennendsten Themen für viele Menschen im Land. Das hätten auch einige Gespräche in der letzten Zeit nochmals untermauert. Die Steiermärkische Landesregierung werde daher weiterhin alles zu unternehmen haben, damit niemand im Land zurückgelassen wird.
Nicht die Zeit für unkontrollierten Migrationsbewegungen
Fernab der Vertriebenen aus der Ukraine zeigen aktuelle Entwicklungen massive Migrationsbewegungen. Christopher Drexler will daher, dass die Bundesregierung klare Position auf europäischer Ebene bezieht. Er fordert einen starken und wirksamen Außengrenzschutz ein. Denn Österreich und die Steiermark haben viel geleistet, man dürfe die Solidarität aber nicht überfordern. Es sei nicht die Zeit für unkontrollierten Zuzug.
Schließlich plädierte der neue Landeshauptmann für mehr Transparenz im politischen System. Er schlug daher vor, unverzüglich in Verhandlungen über ein Objektivierungs- und Transparenzpaket für die Steiermark zu treten.
Christopher Drexler erklärte, dass die neue Aufgabe als Landeshauptmann einen neuen Abschnitt für ihn bedeute:
Ich will Generalist sein – und, wo nötig, auch noch werden. Ich will der Anwalt der Steiermark sein – wenn es darum geht, die Interessen unserer Landsleute, innerhalb und außerhalb unseres Bundeslandes, zu vertreten. Als Chef dieser Landesregierung. Als Landeshauptmann für alle Steirerinnen und Steirer.
Wir wollen mit unserer Politik noch stärker an die Öffentlichkeit gehen. Uns der Öffentlichkeit stellen. Unsere Politik, unsere Anliegen und unsere Vorhaben erklären. Wer die Menschen mitnehmen will, muss ihnen sagen, sagen wollen und sagen können, wohin. Das werden wir konsequent tun.
Seine Antrittsrede im Landtag beendete der neue gewählte Landeshauptmann mit einer Liebeserklärung an die Steiermark. Er zitierte einige Strophen aus der Landeshymne und hob den darin enthaltenen Vierklang aus Vielfalt und Schönheit, Mensch und Natur, Arbeit und Fleiß sowie Wissenschaft und Kultur hervor. Zuschreibungen für das Steirerland – unser liebes, teures Heimatland.
Christopher Drexler wurde am 15. März 1971 in Graz geboren, mittlerweile lebt er in der Marktgemeinde Passail im Bezirk Weiz. Der studierte Jurist ist seit seiner Jugend politisch aktiv. Er war 1988 bis 1989 Landesschulsprecher und ab 1991 Landesobmann der Jungen ÖVP. Im Jahr 2000 wurde Drexler erstmals als Abgeordneter in den Landtag Steiermark gewählt, 2003 bis 2014 fungierte er als Klubobmann der Steirischen Volkspartei. Seit 2014 ist Drexler Mitglied der Steiermärkischen Landesregierung, seine Zuständigkeiten umfassten anfangs die Bereiche Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, zuletzt war er als Landesrat für Kultur, Europa, Sport und Personal verantwortlich. Christopher Drexler wird der neunte Landeshauptmann der Steiermark in der Zweiten Republik.
Die Landeshauptleute der Steiermark seit 1945
- Reinhard Machold (SPÖ), 1945
- Anton Pirchegger (ÖVP), 1945 bis 1948
- Josef Krainer senior (ÖVP), 1948 bis 1971
- Friedrich Niederl (ÖVP), 1971 bis 1980
- Josef Krainer junior (ÖVP), 1980 bis 1996
- Waltraud Klasnic (ÖVP), 1996 bis 2005
- Franz Voves, (SPÖ), 2005 bis 2015
- Hermann Schützenhöfer (ÖVP), 2015 bis 2022
- Christopher Drexler (ÖVP), ab 2022
Foto © Land Steiermark/Robert Binder