Start Graz Chronik Kaliumjodid-Tabletten Vorrat gesichert – Warnung vor vorbeugender Einnahme

Kaliumjodid-Tabletten Vorrat gesichert – Warnung vor vorbeugender Einnahme

Vor präventiver Einnahme wird abgeraten, bei älteren Personen besteht Gefahr von schweren Nebenwirkungen. Für den Fall des Falles hat Österreich genug Kaliumjodid-Tabletten bevorratet, um besonders gefährdete Bevölkerungsgruppen zu versorgen. Diese Situation kann nur durch Panikkäufe gestört werden.

Kaliumjodid Tabletten bei Atomunfall

Österreich bevorratet seit Jahrzehnten Kaliumjodid-Tabletten zum Schutz vor Schilddrüsenkrebs nach Reaktorkatastrophen. Kaliumjodid-Tabletten verhindern die Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse („Jodblockade“) und vermindern so das Risiko, an Schilddrüsenkrebs zu erkranken.

Das stabile Iod der Kaliumiodid-Tabletten sättigt die Schilddrüse vorübergehend mit Iod (Iod-Blockade). Das eingeatmete radioaktive Iod wird daher von der Schilddrüse nicht mehr aufgenommen, sondern vom Körper rasch wieder ausgeschieden. So können hohe Strahlendosen für die Schilddrüse vermieden und damit das Auftreten von strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs praktisch auf null gesenkt werden. Voraussetzung für die volle Wirksamkeit der Tabletten ist jedoch, dass sie vor Eintreffen der radioaktiven Luftmassen eingenommen werden. (Quelle Bundesministerium für Gesundheit)

Der Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Angst vor radioaktiver Strahlung haben auch in der Steiermark einen Ansturm auf Kaliumjodid-Tabletten ausgelöst. Massenkäufe von Kaliumjodid-Tabletten zur Schilddrüsenblockade waren die Folge, sodass die Tabletten vielerorts nicht mehr erhältlich sind.

Ärzte- und Apothekerkammer raten vor einer unsachgemäßen Verwendung von Kaliumjodid-Tabletten ab, da ein erhöhtes Risiko von schweren Nebenwirkungen besteht.

Gratis-Kaliumjodid-Tabletten für Kinder, Jugendliche, Schwangere und Stillende

Für Kinder und Jugendliche (von 0 bis 18 Jahren) sowie Schwangere und Stillende werden Kaliumjodid-Tabletten kostenlos in den Apotheken bevorratet.  Zudem gibt es Vorräte in Schulen und Kindergärten.

Die Gratis-Kaliumjodid-Tabletten, die man in den Apotheken bekommt, sind Kindern und Jugendlichen unter 18 sowie Schwangeren und Stillenden vorbehalten. Personen über 40 Jahre helfen diese Tabletten nicht, sie würden nur Nebenwirkungen wie Magenschmerzen, Hautausschläge oder eine Schilddrüsenüberfunktion riskieren.

erklärt Gerhard Kobinger, Präsident der Steirischen Apothekerkammer.

Kaliumjodid-Tabletten werden im Anlassfall von Gemeinden ausgegeben

Für Personen von 18 bis 40 Jahren, die nicht in die oben genannten Zielgruppen fallen, stehen entsprechende Gratis-Kontingente in den steirischen Gemeinden bereit und die werden im Anlassfall direkt von den Gemeinden ausgegeben. Daher bestehe für niemanden in der Steiermark die Notwendigkeit, jetzt Kaliumjodid-Tabletten auf dem freien Markt einzukaufen. Im Ernstfall sind ausreichend Tabletten zur unmittelbaren Verfügung.

Wichtig ist es, dass Menschen die Jodtabletten nur dann einnehmen, wenn die Gesundheitsbehörden dazu aufrufen. Menschen ab dem 40. Lebensjahr ist von der Einnahme generell abzuraten – sie hat keine positive Wirkung, kann aber gefährlich sein. Allen Menschen, aber vor allem denen mit Schilddrüsenerkrankungen ist die frühzeitige Kontaktaufnahme mit Hausärztin oder Hausarzt dringend zu empfehlen, eine unkontrollierte Selbstmedikation kann in manchen Fällen lebensbedrohlich sein.

warnt der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner. Dem schließt sich auch die Landessanitätsdirektorin Ilse Groß an: „Die Steirerinnen und Steirer sollten unbedingt auf die Behörden, Ärztinnen und Ärzte sowie Apothekerinnen und Apotheker vertrauen – und Alleingänge unterlassen.“

Kaliumjodid-Tabletten bei Atombombenabwurf für den Schutz der Schilddrüse ungeeignet

Kaliumjodid-Tabletten sind bei einem Einsatz er Atombombe für den Schutz der Schilddrüse ungeeignet, da laut der Österreichische Gesellschaft für Nuklearmedizin und Molekulare Bildgebung (OGNMB) dabei nur wenige Spaltprodukte freigesetzt werden, die die Schilddrüse belasten. Relevante Organschäden entstehen durch die enorme Hitzewelle und Druckwelle.

Eine Strahlenbelastung der Schilddrüse und anderer Organe wird durch die bei der Detonation unmittelbar freiwerdende Gammastrahlung verursacht, deren Intensität mit zunehmender Entfernung vom Ort der Bombenzündung rasch abnimmt. Der Aufenthalt in geschlossenen Räumen ist eine Schutzmaßnahme. Die vorbeugende Einnahme von Kaliumjodid-Tabletten birgt sogar Gesundheitsrisiken.

Atomunfall: Was tun bei Beschädigung eines Kernkraftwerks

  1. Im Falle der Beschädigung eines Kernkraftwerks durch kriegerische Handlungen sind die Informationen durch die Behörden zu beachten. Diese werden über Rundfunk, soziale Medien, lokale Hilfsorganisationen, etc. rasch die breite Bevölkerung erreichen.
  2. Geschlossene Räume aufsuchen und Ruhe bewahren.
  3. Die Anordnungen zur Einnahme der Kaliumjodid-Tabletten sind zu befolgen. Eine falsch dosierte selbst verordnete Einnahme von Jod ist mit möglichen ernsten Gesundheitsrisiken verbunden, ganz besonders für Säuglinge und Kleinkinder.

Im aktuellen Zusammenhang wird laut der OGNMB oftmals davon gesprochen, dass Menschen »verstrahlt oder radioaktiv verseucht« werden. Das ist unrichtig. In erster Linie wird die radioaktive Strahlung über die Atmung oder durch Nahrung aufgenommen und somit inkorporiert. Unter einer Inkorporation bezeichnet man die Aufnahme von körperfremden Bestandteilen in den menschlichen Organismus. Die betroffenen Menschen sind daher nicht ansteckend und somit auch nicht verseucht.

Wichtige Links zum Thema:

www.ognmb.at

graz.at (Gebrauchsinformationen Kaliumjodid G.L. 65 mg-Tabletten)

1 Kommentar

  1. Nun müssen wir also damit rechnen, dass der Wahnsinnige in Russland eine Atombombe zünden lässt.

    Ich glaube, wenn das wirklich eintritt, dann können wir sowieso nur mehr beten. Nachdem
    wir durch den Reaktor-Unfall in Tschernobyl vom 26. April 1986 noch immer verstrahlte Erde haben, kann man sich vorstellen, welche Auswirkung eine neuerliche Verstrahlung ganzer Länder auf unserer Seite des Planeten nach sich ziehen würde.

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