Die Hochwassersituation hat sich in Slowenien besonders katastrophal ausgewirkt. Daher hat Verteidigungsministerin Klaudia Tanner entschieden, neben der Krisenbewältigung des Bundesheeres in der Steiermark und in Kärnten, zwei Hubschrauber zur Unterstützung Sloweniens zu entsenden. Sie sind seit Mittwoch in enger Abstimmung mit der Krisenkoordination der slowenischen Streitkräfte im Einsatz.
Der Hubschrauberstützpunkt in Klagenfurt bildet dabei die Basis für den S-70 „Black Hawk“-Hubschrauber und den Transporthubschrauber AB-212 für die Hilfe in Slowenien.
In enger Abstimmung mit der Krisenkoordination der slowenischen Streitkräfte flogen sie Erkundungsflüge in der besonders stark vom Unwetter betroffenen Region Dravograd-Mežica-Črna na Koroškem, um sich einen Überblick über die Lage vor Ort zu verschaffen.
Danach transportierten die beiden Hubschrauber in insgesamt 44 Starts und Landungen einheimische Spezialisten zum Wiederaufbau des Stromnetzes und dringend benötigte Güter wie Lebensmittel, Medikamente, Trinkwasser, Schaufeln und Werkzeug in abgeschnittene Ortschaften im Raum Mežica-Žerjav-Črna na Koroškem. Der „Black Hawk“-Transporthubschrauber flog dabei auch zwei jeweils etwa drei Tonnen schwere Sanitärcontainer nach Mežica.
Insgesamt transportierten die zwei Bundesheer-Hubschrauber am ersten Einsatztag 34 Personen und etwa 9.000 Kilogramm Last. Die Hubschrauberbesatzungen nehmen die Hilfsgüter südlich von Slovenj Gradec auf, bevor sie sie in die – durch den slowenischen Krisenstab – festgelegten Ortschaften im Katastrophengebiet fliegen.
Nachdem die Hubschraubercrews gestern ihre Aufträge erfüllt hatten, kehrten sie zum Hubschrauberstützpunkt am Flughafen Klagenfurt zurück. Von dort starteten sie gestern in den Morgenstunden wieder in die Katastrophenregion im Norden Sloweniens.
Einsatzleiter zum Hilfseinsatz in Slowenien
Herr Oberleutnant, gestern haben Sie Ihren ersten Einsatztag als fliegerischer Einsatzleiter der Hilfsmission zweier Bundesheer-Hubschrauber in Slowenien absolviert. Welche Aufgaben haben Sie als Einsatzleiter?
Meine Aufgabe hier im Epizentrum des Katastrophengebietes in Slowenien ist es, Bindeglied zwischen dem slowenischen Krisenstab und den beiden österreichischen Hubschraubern zu sein. Dazu muss ich vorrangig mögliche Einsatzaufträge mit den Crews abstimmen und dann anordnen. Gleichzeitig stimme ich unsere Einsätze mit dem Heimatkommando in Salzburg ab.
Was sind Ihre ersten Eindrücke von dem Hilfseinsatz?
Alle Einsatzkräfte hier in Slowenien ziehen an einem Strang. Das Arbeitsniveau ist sehr professionell. Die Herausforderung liegt in der Abstimmung zwischen den beteiligten Nationen. Neben unseren beiden österreichischen Hubschraubern stehen zwei ungarische, vier slowenische und zwei deutsche Helikopter im Einsatz. Hier gilt es, unterschiedliche Sprachen und Einsatzverfahren aufeinander abzustimmen. Das funktioniert reibungslos – von der fliegerischen Leitung bis zu den Beladecrews am Flugfeld. Dadurch war ein ungehinderter Ablauf möglich. So starteten und landeten Hubschrauber im Minutentakt. Es zeigt sich wieder, dass wir hochprofessionelle Teams im Einsatz und im Hintergrund großartige Technikercrews in Klagenfurt haben, die bis in die Nachtstunden unsere Hubschrauber technisch überprüfen und instandsetzen, wenn es notwendig ist. Das Stützpunktpersonal am Flughafen Klagenfurt unterstützt uns von der Administration, über das Betanken bis hin zur Organisation unserer Unterkunft. Alle diese Teams sind Teil eines erfolgreichen Einsatzes.
Wie verläuft für Sie und Ihre zwei Hubschraubercrews ein Einsatztag?
Wir heben um acht Uhr in Klagenfurt ab und fliegen zur Einsatzbasis in Slovenj Gradec. Dort finden die Einsatzbesprechungen statt, es folgen die Aufträge und dann geht es los. Bodencrews beladen die Hubschrauber, die dann in die jeweiligen Krisengebiete fliegen. Nach der Auftragserfüllung treffen oft schon am Rückflug die nächsten Aufgaben ein. Diese werden noch unterwegs von den Crews aufgenommen und geplant. Nach der Landung in der Einsatzbasis wird getankt und wieder beladen. Der Hubschrauber hebt gleich wieder zum nächsten Hilfseinsatz ab. Gestern gab es so viele Aufträge zu erfüllen, dass unser letzter Hubschrauber erst um 19:20 Uhr in Klagenfurt landete. Es war ein langer, anstrengender und fordernder Tag für uns – aber dafür entschädigt uns das gute Gefühl, den Menschen in der Not helfen zu können.
Wo liegen die besonderen Herausforderungen in diesem Einsatz?
Das Gelände ist sehr hügelig und mit zahlreichen Hindernissen wie Stromleitungen durchzogen, was ein besonders aufmerksames Kartenstudium erfordert, um eine Kollision zu verhindern. Die Unglücksstellen liegen sehr nah beieinander, daher ist auch der Luftraum sehr eng, weil gleichzeitig viele Hubschrauber verschiedenster Nationen ihre Aufträge fliegen. Dieser Einsatz ist anstrengend, aber wir sind gut vorbereitet.
Oberleutnant Patrick F. (er möchte aus Sicherheitsgründen nicht erkennbar sein) ist seit 2020 Einsatzpilot am bewaffneten Verbindungshubschrauber OH-58 Bell „Kiowa“. Einsatzerfahrung bringt er aus Einsätzen in Bosnien und Herzegowina und Österreich mit. Er lebt in Niederösterreich.
Fotos: Bundesheer