Der jährliche Zuwachs von allein rund 500 Volksschulkindern in Graz sorgt für einen großen Bedarf an Unterrichtsräumen. In der Statteggerstraße im Bezirk Andritz soll bis Herbst 2021 eine neue Volksschule ihre Tore öffnen. Der erste Bauabschnitt ist für 16 Klassen, entsprechenden Bereichen für Ganztagesbetreuung und Lehrkräfte sowie großzügigen Frei- und Grünräumen geplant.
Ein offenes Erdgeschoss empfängt die Schulkinder und führt sie direkt in ihre private und vielseitig bespielbare Lernlandschaft hinauf.
Besondere Ideen hinter ihrem Entwurf für die Volksschule in der Statteggerstraße sind für die Architekten DI Christoph Mayrhofer und DI Gernot Hillinger der Eingangsbereich, der den Blick in die Landschaft des gesamten Stockwerks ermögliche. Außerdem die Tatsache, dass man von überall auch den Blick ins Freie genießen könne. Im Erdgeschoß sind zudem der zentrale Turnsaal, die Räume für Lehrkräfte, Sonderfunktionen und den Ganztagesbereich untergebracht. Die Unterrichtsräume sind nach fünf funktionalen Clustern aufgeteilt im Obergeschoß des zweigeschoßigen Gebäudes situiert.
Was versteht man unter Clusterorganisation? Hier bildet die zentrale Lernlandschaft das Herz des Clusters. Um diesen herum sind die Klassen und Gruppenräume angeordnet Zwei angrenzende, geschützte Freibereiche im Osten und Westen ermöglichen eine Nutzung zu jeder Tageszeit. Zusätzliches Licht wird über ein großzügig dimensioniertes Oberlicht in das Innere geholt. Alle Klassen verfügen über einen gleichwertigen Zugang zur zentralen Lernlandschaft. Kleingruppenräume unterteilen die aneinander gereihten Klassen, jedoch lassen sich diese zueinander öffnen.
Andritz-Bezirksvorsteher Johannes Obenaus sieht es als Vorteil, dass die Klassenzimmer ohne lange Gänge schnell erreicht werden können.
Die Kosten für die neue Volksschule in Andritz sind mit rund 21 Millionen Euro veranschlagt. In einem zweiten Bauabschnitt sind später vier weitere Klassen vorgesehen. An dem Architekturwettbewerb beteiligten sich 67 Büros aus fünf europäischen Staaten. Neben Österreich waren auch Deutschland, die Schweiz, Italien und Portugal vertreten. Das Preisgericht entschied sich einstimmig für den Beitrag des Wiener Büros Hillinger Mayrhofer ZT GmbH als Siegerprojekt.
Details zur neuen Volksschule in Andritz
Die neue Volksschule ist auf zwei oberirdischen Geschoßen (EG und OG) als offene,
transparente und lebendige Anlage konzipiert, im UG befindet sich die Sporthalle mit Nebenräumen.
Der zweigeschoßige Baukörper positioniert sich unter Einhaltung des Bauwichs entlang der nordseitigen Grundgrenze. Die Anordnung des Hauptzuganges bietet ausreichende Aufenthaltsflächen für die Schüler. Der Vorplatz zur Schule mit dem großzügig überbauten, wettersicheren Haupteingang am neu geplanten Geh- und Radweg als Verbindung zwischen der Stattegger Straße und dem Ursprungweg, heißt ankommende Schulkinder aus beiden Richtungen willkommen und lädt auch zum längeren Verweilen ein. Der Eingangsbereich ist auch der Treffpunkt vor Schule und Sporthalle und schafft die wichtige Verbindung zwischen Innen und Außen, Schul- und näherem Stadtraum.
Bei der Wahl der Baustoffe für das Gebäude wird Augenmerk auf folgende Punkte gelegt:
- Co2- Emission durch Herstellung
- Transport und Rückbau der Baustoffe
- Stahlbetonmassivbauweise
- Überwiegende Verwendung von Dämmstoffen aus nachwachsenden Rohstoffen und sowie HFKW-freien Dämmstoffen
- Vermeidung von PVC für Fenster, Türen und im Innenausbau
- Alle Klassenzimmer, Lernlandschaften usw. werden mit Linoleumböden/ Naturkautschukbelag ausgestattet.
- Die Fassade besteht aus einer vorgehängten hinterlüfteten Holzfassade.
- Die Fenster sind Holz- Alukonstruktionen
- Transparente Flächen werden mit einem wirksamen, außenliegenden Sonnenschutz
versehen
Energiekonzept beruht auf der passiven Optimierung des Gebäudes
- Massive Bauteile wie tragende Wände und Decken dienen als träge Masse welche im Winter beheizt und im Sommer gekühlt werden können.
- Alle Außenbauteile sollen hochwärmegedämmt in der Qualität eines Niedrigst – Energiegebäudes ausgeführt werden.
- Neben einem außenliegenden Sonnenschutz und baulichen Sonnenschutzmaßnahme wie die Auskragung in Richtung Süden bildet vor allem die Bauweise ein wirksames Mittel gegen eine sommerliche Überhitzung.
- Bäume vor der Südfassade tragen auch wesentlich zur Beschattung bei.
- Alle Klassenräume sind auf Grund Ihrer Orientierung vor tiefeinfallendem
Morgen- und Abendlicht geschützt. - Begrünte Dächer mit einer stärkeren Humusschicht absorbieren und verzögern den Energieeintrag und tragen gegebenenfalls somit zur thermischen Stabilisierung bei.
Quelle: http://www.architekturwettbewerb.at/data/media/med_binary/original/1550436038.pdf
Stimmen zum Bau der neuen Schule
Zwischen 2017 und 2030 wächst Graz um rund 50.000 Hauptwohnsitze – das entspricht der EinwohnerInnenzahl der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten. Bei den Volksschulkindern wird es bis 2030 einen prognostizierten Zuwachs von fast der Hälfte – exakt 42,6 Prozent – der aktuellen Zahlen geben.
so Bürgermeister Siegfried Nagl, der die aktuellen Wachstumsprognosen für Graz einen Auftrag zur entsprechenden Ausweitung der Infrastruktur sieht. Mit diesem vierten Volksschulstandort in Andritz – neben St. Veit, Viktor Kaplan und der Volksschule Andritz in der Prochaskagasse, mit dem die künftige Bildungsanstalt in der Statteggerstraße organisatorisch in einem Verbund zusammengefast sein wird – baut die Stadt eine „Pflicht-Schule“.
80 neue Schulklassen werden in Graz errichtet
Der Stadtrat für Bildung und Integration, Kurt Hohensinner, sieht in der Schule den nächsten Schritt von Graz auf dem Weg zur modernsten Bildungsstadt Europas. Dazu gehöre eine entsprechende Infrastruktur, die neben geeigneten Schulräumen auch eine Digitalisierung umfasst, die bis Ende heurigen Jahres voll ausgerollt sein würde. Die derzeit laufende Schul-Offensive sei die größte in Graz seit Bestehen der Zweiten Republik. Noch in dieser Gemeinderatsperiode würden rund 80 Klassen errichtet. Seit 2014 seien acht Schulen erweitert und drei weitere neu gebaut oder in Planung genommen worden. In der künftigen neuen Volksschule in der Statteggerstraße freut sich Hohensinner auf zusätzlichen Platz für eine Bibliothek, einen Turnsaal und Bereiche, in denen Integration gelebt werden könne.
Für Stadtbaudirektor Bertram Werle ist der Siegerentwurf des Wiener Büros Hillinger Mayrhofer ZT GmbH in jeder Hinsicht eine überzeugende Lösungen. Gute Standorte werden in Graz aber langsam rar. Insgesamt hat die Stadt Graz seit dem Jahr 2000
70.000 Quadratmeter an Geschoßflächen für Volksschulen neu errichtet.
In der Umgebung der Schule gibt es einen neuen Geh- und Radweg. In der Statteggerstraße entsteht ein lang ersehnter Gehsteig und der benachbarte Ursprungweg bekommt eine neue Gehverbindung. Zudem soll das Angebot im Öffentlichen Verkehr verbessert werden. Eine Busverbindung zur Schule ist angedacht.
Titelfoto: Stadt Graz/Fischer