Der Großteil der Eltern zeigt für die Schließung der Kindergärten und Schulen als wichtige Maßnahme für eine Eindämmung der raschen Verbreitung des Coronavirus großes Verständnis. Gleichzeitig stellt diese Maßnahme aber eine gravierende Veränderung des Familienlebens dar.
Für die Kinder und Jugendlichen bedeutet diese Maßnahme den Wegfall ihrer Routine und des geregelten Tagesablaufs. Sie sollten zu ihren Freunden, die in dem Lebensalter besonders wichtig sind, für mehrere Wochen keinen persönlichen Kontakt pflegen. Psychologin Dr. Caroline Culen, Geschäftsführerin der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit, erklärt:
Die aktuelle Lage stellt für uns alle eine Grenzsituation dar, hier fehlen Erfahrungswerte.
Kindern Sicherheit und Ruhe vermitteln
Ein wesentlicher Punkt ist es laut Experten mit Kindern über die aktuelle Situation zu sprechen. Eltern sollten die derzeitige Situation rund um den Coronavirus auf kindgerechte Weise erklären, ohne Panik zu verursachen. Eine gute Möglichkeit mit dem Kind über dieses Thema ins Gespräch zu kommen, kann beim gemeinsamen Spielen oder Malen sein.
Wichtig dabei sei, das Kind nicht anzuschwindeln oder Spekulationen anzustellen, da das Kind dadurch zusätzlich verunsichert werden könne. Das Kind mit seinen Gefühlen ernst nehmen, aufmerksam zuhören und dem Kind sagen, dass es auch jederzeit weiterhin mit seiten Eltern sprechen kann.
Nutzung der Kommunikationskanäle über soziale Medien kommt eine wichtige Bedeutung zu
Diese ermöglichen den Schülerinnen und Schüler auch weiterhin untereinander und auch mit ihren Lehrerinnen und Lehrern in Verbindung zu bleiben, ebenso wie über Lernplattformen.
Die Herausforderung für Eltern wird während der Ausnahmesituation in den nächsten Wochen darin bestehen, bei ihren Kindern auf eine ausgewogene und nicht übermäßige Nutzung von Handy, Tablet und Co zu achten.
weiß Culen. Der Expertin ist bewusst, dass den Eltern zusätzlich zu der zum Teil angespannten Arbeitssituation viel abverlangt wird. Es liegt nun in der Verantwortung der Eltern, auf die Lernfortschritte ihrer Kinder zu achten. Jugendliche empfinden das als Bevormundung. Zusätzlich zu dem Gefühl des Freiheitsentzugs kommt die ungewohnte räumliche Nähe zu den Eltern und Geschwistern. Spannungen sind vorprogrammiert.
Strategien zur Entlastung im Familienalltag in Zeiten der Entschleunigung
- Routinen im Tagesablauf definieren und damit Struktur geben. Alltagskleidung statt Pyjama tragen, geregelte Mahlzeiten einhalten, Lernzeiten und Freizeiten planen
- Aufteilung der Haushaltspflichten
- Zeiten am Bildschirm sollten nicht ausufern: Egal ob für Mobiltelefon, Tablets, Computer oder Videospiele. Bestimmte Zeitfenster vorgeben.
- Bewegung in den Alltag integrieren: Für Kinder und Jugendliche ist Bewegung ein wichtiges Kriterium fürs Wohlfühlen. Die Familie kann gemeinsam überlegen, welche Arten von Bewegung und Sport sich anstelle des Schulturnens gut in den Alltag integrieren lassen. Das kann ein Yogakurs auf YouTube sein, genauso wie eine Springschnur- oder Plank-Challenge innerhalb der Familie.
- Leerläufe im Tagesablauf und Langeweile dürfen sein: Wir alle müssen uns daran gewöhnen, dass es in den nächsten Wochen weniger Ablenkung geben wird. In dieser Entschleunigung gibt es auch eine Chance, schon lang vergrabene oder neue Interessen zu entdecken und ihnen nachzugehen.
- Neue Fertigkeiten können gezielt erworben und geübt werden, z.B. durch gemeinsames Kochen und Backen, selbständig Wäsche waschen, etc.
- Kreativität darf Raum bekommen. Musik hören und selbst musizieren, Malen, Zeichnen, Basteln kann Freude machen.
- Vorhaben, die im Alltag immer aufgeschoben werden, können in Angriff genommen werden: Sortieren, Aufräumen, Ausmisten und so weiter.
- Nachholen, was sonst in der Familie vielleicht manchmal zu kurz kommt: Gemeinsame Gespräche, einen Familienfilm anschauen, Extrazeit den speziellen Interessen der einzelnen Familienmitglieder widmen oder einander Bücher vorlesen.
Ausnahmesituation als Herausforderung
Die derzeitige Ausnahmesituation muss für die Familien also nicht nur eine Herausforderung bedeuten, sondern kann auch ein Gewinn sein. Wichtig ist, innerhalb der Familie über die Situation offen zu kommunizieren und auch Konflikte anzusprechen.
Falls es doch zu extremen Spannungen und Belastungen in der Familie kommt, sollten sich Eltern, aber auch SchülerInnen, rechtzeitig für Rat und Unterstützung an die in der Beratung tätigen Mitgliedsorganisationen der Kinderliga wenden. Informationen unter kinderjugendgesundheit.at/institutionelle-mitglieder.html
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