Viele Medikamente, egal ob Verschreibungspflichtig oder rezeptfrei, beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit und haben Auswirkungen auf die Fahrsicherheit. Experten gehen davon aus, dass 20 bis 30 Prozent aller in Österreich zugelassenen Medikamente Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit haben. Dies würde bedeuten, dass durchschnittlich pro Jahr etwa 3.000 bis 9.000 aller Verkehrsunfälle auf Österreichs Straßen auf direkten oder indirekten Medikamentenkonsum zurückzuführen sind.
Fahruntüchtigkeit kann typischerweise durch die dämpfenden Wirkungen von Medikamenten auf das zentrale Nervensystem verursacht werden. Dies kann sich zum Beispiel in zu geringerer Aufmerksamkeit, vermindertem Reaktionsvermögen oder Müdigkeit äußern. Manche Medikamente beeinflussen das Urteilsvermögen und die Selbsteinschätzung, sie können zu Fehleinschätzungen von Gefahrensituationen führen.
Unsere Dunkelzifferstudie zeigt, dass geschätzte 521.000 Personen in den letzten 12 Monaten ein Kfz gelenkt haben, obwohl sie aufgrund von Medikamentenkonsum nicht sicher waren, ob sie verkehrstüchtig sind
so Dr. Othmar Thann, Direktor des KFV. Abgefragt wurden Medikamente wie Grippemittel, Schmerzmittel, Antidepressiva, Schlafmittel sowie Beruhigungsmittel. 23 Prozent der Befragten gaben an, den Beipackzettel selten beziehungsweise nie bewusst zu lesen, um über die Nebenwirkungen bzw. möglichen Beeinträchtigungen des Medikaments auf die Verkehrstüchtigkeit Bescheid zu wissen. Das auf der Medikamentenschachtel aufgedruckte Warndreieck mit Rufzeichen ist nur 24 Prozent der Befragten bekannt.
Welche Medikamente beeinträchtigen die Fahrtüchtigkeit?
- Gewöhnliche Schmerzmittel oder Mittel gegen Fieber oder Entzündungen können schnell müde machen, stärkere Präparate machen fahruntüchtig.
- Auf Beruhigungs- und Allergiemittel reagiert der Körper mit Müdigkeit. Diese niemals mit Aufputschmittel bekämpfen – sie wirken enthemmend und fördern die Gleichgültigkeit.
- Manche Präparate gegen Bluthochdruck oder Brechreiz, Augentropfen mit Wirkung auf die Pupille wirken sich ebenfalls negativ auf die Fahrtüchtigkeit aus.
- Psychopharmaka wie Beruhigungsmittel, Schlafmittel oder starke Präparate gegen Schmerzen und Fieber können die Konzentrationsfähigkeit massiv beeinflussen.
Besonders kritisch sind die Auswirkungen von Medikamenten mit einer mehrstündigen Wirkdauer auf die Fahrtauglichkeit. Dazu zählen vor allem Schlaf- und Beruhigungsmittel, die seit einigen Jahren immer häufiger bei Schlafstörungen verordnet werden. Tückisch ist hier der sogenannte Hangover-Effekt: Manche Präparate haben noch 16 Stunden nach der Einnahme eine Wirkung, die 0,5 bis 0,8 Promille Blutalkohol entspricht. In der Dunkelzifferstudie des KFV gaben jedoch 73 Prozent der Autofahrer an, dass sie sich bereits innerhalb von acht Stunden nach der Einnahme eines Medikaments wieder ans Steuer setzen würden, 29 Prozent würden sogar unmittelbar danach ein Fahrzeug lenken.
5 Punkte Checkliste vor dem Losfahren
- Fühle ich mich fit?
- Habe ich Medikamente genommen?
- Bin ich mir sicher, dass diese die Fahrtüchtigkeit nicht beeinflussen?
- Gibt es heute ausnahmsweise eine Alternative zum Auto?
- Sollte ich noch einen Arzt oder Apotheker um Rat bitten?
Das Lenken eines Fahrzeugs unter dem Einfluss von Medikamenten stellt eine vielfach unterschätzte Gefahr im Straßenverkehr dar. Autofahrer sollten daher unbedingt immer den Beipackzettel lesen, bevor Sie mit dem Auto fahren und hier auf den Gefahrenhinweis auf den Medikamentenpackungen achten. Nebenwirkungen können aber auch länger anhalten können.
Quelle: Kuratorium für Verkehrssicherheit