Graz wächst – und mit der Stadt steigt auch die Nachfrage nach effizientem Nahverkehr. Bis 2030 wird die Bevölkerung auf über 320.000 Menschen anwachsen, begleitet von steigendem Pendlerverkehr und der Fertigstellung nationaler Infrastrukturprojekte wie der Koralmbahn. Um den steigenden Bedarf zu decken, investiert die Stadt verstärkt in den Ausbau des öffentlichen Verkehrs.
Optimierung des Straßenbahnnetzes: Die Neutorlinie nimmt Form an
Seit März 2023 läuft der Bau der Neutorlinie, um die stark frequentierte Herrengasse zu entlasten und die Taktung zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt zu verbessern. Die neue Route führt durch die Neutorgasse, über den Andreas-Hofer-Platz, die modernisierte Tegetthoffbrücke und die Vorbeckgasse bis zur bestehenden Strecke in der Annenstraße.
Ab November 2025 können die Straßenbahnlinien 1, 4, 6 und 7 diese Strecke nutzen. Die Linien 6 und 7 erhalten zudem neue Bezeichnungen als Linien 16 und 17 und fahren über die Neutorgasse anstelle des Hauptplatzes. Zusätzlich wird die Fahrzeugflotte der Holding Graz um moderne Flexity-Straßenbahnen von Alstom erweitert.
Letzte Bauphase: Endspurt für die Neutorlinie
Mit der Fertigstellung der Neutorgasse, der Freigabe der Tegetthoffbrücke und laufenden Gleisarbeiten in der Belgiergasse beginnt ab 24. Mai 2025 die entscheidende Phase: Der Anschluss der Schienen von der Vorbeckgasse in die Annenstraße. Aufgrund der komplexen Bauweise inklusive Leitungsinfrastruktur dauern diese Arbeiten bis zum 7. September 2025 an, während ein Schienenersatzverkehr eingerichtet wird. Im Herbst starten die Testfahrten, bevor am 29. November 2025 der reguläre Fahrbetrieb aufgenommen wird.
Die neuen Linienführungen bringen auch zusätzliche Haltestellen mit sich: Fahrgäste profitieren künftig von zwei neuen Haltestellen pro Richtung.
Infrastrukturausbau im Grazer Westen
Parallel zu den Arbeiten an der Neutorlinie nutzt die Stadt die Gelegenheit, um wesentliche Infrastrukturmaßnahmen im Westen von Graz umzusetzen. Schienenbauprojekte entlang der West-Öffi-Achse zwischen Remise 2 und 3 werden gebündelt, um künftige Betriebsunterbrechungen zu minimieren.
Dazu gehören unter anderem:
- Sanierung der Weichen in der Eggenberger Straße
- Neubau einer Einfahrt in die Remisen-Erweiterung
- Austausch der Gleisbögen in der Straßenbahnunterführung Hauptbahnhof
- Erneuerung des Gleisdreiecks an der Kreuzung Eggenberger Straße/Asperngasse
- Anpassungen an den Haltestellen Hauptplatz und Jakominiplatz
Da der Straßenbahnbetrieb auf der West-Ost-Achse während der Bauzeit pausiert, wird auch die Erzherzog-Johann-Brücke saniert.
Stimmen aus der Stadtpolitik und Holding Graz
Bürgermeisterin Elke Kahr betont die Bedeutung des Projekts: „Nach zwei Jahren Bauzeit beginnt die letzte Phase eines zentralen Straßenbahnprojekts. Die Neutorgasse wird bereits sehr gut angenommen und wertet die Innenstadt weiter auf. Mit der Fertigstellung der Neutorlinie im Herbst wird der öffentliche Verkehr noch zuverlässiger.“
Vizebürgermeisterin Judith Schwentner zeigt sich optimistisch: „Wir sind im Endspurt und beenden eine Jahrhundertbaustelle, die die Erreichbarkeit in Graz nachhaltig verbessert. Ich danke allen Beteiligten für ihre Anstrengungen und den Grazer:innen für ihre Geduld.“
SPÖ-Klubobfrau Daniela Schlüsselberger hebt die Bedeutung der Kommunikation hervor: „Besonders in der Annenstraße müssen Wirtschaftstreibende und Anwohner:innen frühzeitig über die Bauarbeiten informiert werden. Auch die Auswirkungen auf Umleitungsstrecken dürfen nicht außer Acht gelassen werden.“
Stadtbaudirektor Bertram Werle unterstreicht die Notwendigkeit des Projekts: „Mit der Neutorlinie schaffen wir eine zweite leistungsfähige Straßenbahnverbindung für die Innenstadt. Das sorgt langfristig für eine stabile und zukunftsweisende Mobilität.“
Holding Graz Vorstandsvorsitzender Wolfgang Malik ergänzt: „Die Neutorlinie verbessert den Verkehrsfluss und die Kapazität im öffentlichen Verkehr erheblich. Dieses Jahr investieren die Graz Linien 23,3 Millionen Euro in den Schienenbau. Bis 2040 sind in den Bereichen Mobilität, Energie und Wasser insgesamt zwei Milliarden Euro geplant.“
Holding Graz Vorstand Mark Perz lobt den Fortschritt: „Trotz der Herausforderungen liegen die Arbeiten im Zeitplan. Wir nutzen die letzte Bauphase, um zusätzliche Instandhaltungsmaßnahmen im Grazer Westen effizient umzusetzen.“
Mit der Neutorlinie und den weiteren Infrastrukturprojekten stellt Graz die Weichen für eine nachhaltige und leistungsfähige Mobilität in der Zukunft.
Titelbild: Foto Fischer