Laut der Studie „Freizeitraum Wasser“ brachte eine Recherche von Medienberichten über Vorfälle seit 2007 bei den 0-14-Jährigen in Summe 265 tödliche Ertrinkungs- und nicht tödliche Beinahe-Ertrinkungsunfälle hervor. Von den 265 Unfällen endeten 18% tödlich, 82% der Kinder überlebten.
Ganz wichtig zu bedenken ist jedoch, dass das nicht heißt, dass 8 von 10 Ertrinkungsunfällen glimpflich ausgehen. Bei weiteren zwei dieser Kinder werden aufgrund des Sauerstoffmangels lebenslange, teils schwere, Behinderungen die Unfallfolge sein.
so Univ.-Prof. Dr. Holger Till, Präsident des Vereins „Große schützen Kleine“ und Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie Graz. Die Vorfälle ereignen sich zu rund 50% in öffentlichen Badeeinrichtungen. Ein Viertel findet im privaten Garten, im Pool oder Biotop, und ein weiteres Viertel in Naturgewässern (Seen, Flüsse, Teiche) statt.
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In öffentlichen Bädern war die Überlebenschance jedoch mit 93% am höchsten. Wesentlich schlechter schaut es im privaten Garten und in Flüssen aus: Hier endeten rund ein Drittel der Vorfälle tödlich.
World Drowning Prevention Day
Die Weltgesundheitsorganisation WHO macht am 25. Juli mit dem „World Drowning Prevention Day“ auf das wichtige Thema Ertrinken aufmerksam. Laut Statistik Austria ertranken im Zeitraum 2016-2020 16 Kinder im Alter von 0 bis 14 Jahren.
Ertrinken ist damit die Ursache für beinahe jeden fünften tödlichen Kinderunfall. Auffällig ist jedoch, dass Ertrinkungsopfer in den letzten Jahren älter geworden sind. Lag das durchschnittliche Alter von Kindern mit Ertrinkungsunfällen im Zeitraum 2007-2011 noch bei rund 4 Jahren, so stieg es kontinuierlich an und betrug im Zeitraum 2017-2021 schon beinahe 6 Jahre.
so Till. Zahlreiche Studien und Beobachtungen belegen, dass die Schwimmkenntnisse von Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren laufend abgenommen haben. Eltern würden ihren Kindern durchschnittlich weniger Schwimmkenntnisse vermitteln.
Insbesondere Kinder mit einem niedrigen sozialen Status, sowie elterlich beidseitigem Migrationshintergrund seien laut Studien davon verstärkt betroffen. Durch die Corona-Beschränkungen konnten außerdem viele Schwimmkurse nicht abgehalten werden. Dadurch ist großer Nachholbedarf entstanden. Sport-, Jugend- und Familienstadtrat Kurt Hohensinner sieht die Stadt deshalb gefordert, dem entgegenzuwirken.
Initiative „Schwimmen rettet Leben“ in Graz
Das Projekt wird in Kooperation zwischen dem Sport- bzw. Jugendamt, Steirischer Landesschwimmverband und dem Verein „Große schützen Kleine“ durchgeführt.
- Dabei geht es einerseits um Sensibilisierung von Eltern und Kindern für das wichtige Thema.
- Alle Schulen wurden deshalb mit entsprechenden Transparenten ausgestattet, um Aufmerksamkeit in der Zielgruppe zu erzeugen.
- Herzstück ist aber der massive Ausbau der Schwimmkursplätze.
Kinder sollen nachholen können, was sie vielleicht durch Corona verpasst haben. Im Rahmen der heurigen Schwimmkursoffensive wurde das Angebot an Schwimmkursplätzen im Sommerprogramm des Sportamts auf rund 1.000 Plätze verdreifacht. So hat etwa das Sportamt sein Angebot für Kinder ab 6 Jahren um 300 Plätze ausgebaut.
Durchgeführt werden die Kurse von Schwimmlehrer:innen sowie Trainer:innen des Landessportverbandes und finden bzw. fanden in den ersten drei Ferienwochen im ATG und VGT statt.
Neu hinzugekommen sind heuer erstmals im Rahmen des Kinder- und Jugendschwerpunktes der Stadt auch Schwimmkursangebote für 3- bis 6-Jährige. Ursprünglich waren hier 200 Schwimmkursplätze geplant und angekündigt. Aufgrund der großen Nachfrage wurde nun aber auch auf 300 aufgestockt. Diese werden ebenfalls in den ersten Sommerferienwochen im Sportbad Auster gemeinsam mit der Schwimmschule Delphinchen organisiert.
An diesen Zahlen sieht man auch den großen Bedarf bzw. die Nachfrage. Alle unsere zusätzlichen Angebote waren ausgebucht.
so Hohensinner. Ergänzt wird das breite Schwimmangebot noch durch weitere Initiativen wie die Aktion Fisch oder auch die Angebote des Ärztlichen Dienstes im Amt für Jugend und Familie.
Schwerpunkte zum „World Drowning Prevention Day“
Neben den Schwerpunkten zu “Schwimmen rettet Leben“ gibt es besondere Initiativen zum World Drowning Prevention Day.
- Der Verein „Große schützen Kleine“ wird mit einer Sicherheitstour in Graz präsent sein.
- Es werden Badesicherheitsbücher und –infofolder in vier Grazer Bädern verteilt.
- Vier Badesicherheitsauftritte der Clownin Popolina finden in den ersten zwei August-Wochen statt.
- Im Familienkompetenzzentrum werden entsprechende Spezialvorträge zum Thema Schwimmen abgehalten.
Schwimmkurse sind extrem wichtig, nicht nur für den Sport, sondern eben auch für die Sicherheit. Schwimmen muss geübt und gefestigt werden. Als sicherer Schwimmer gilt man erst dann, wenn man das Fahrtenschwimmer-Abzeichen erreicht hat, das ist ein echtes Qualitätssiegel. Um dies flächendeckend zu forcieren, fehlen aber die Kapazitäten in der Infrastruktur, nicht nur in Graz.
so Präsident Hugo Schuster vom Landesschwimmverband Steiermark. In der Stadt brauche es aus Sicht des Schwimmverbandes ein weiteres Sportbad, welches auch für die Ausbildung genutzt werden kann.
Schwimmschulen in Graz
- Delphinchen
- Schwimmschule Birgit
- USCGraz
- Schwimmschule Stefanski
- Schwimmschule Steurer
- Karoline Milopoulos
- Schwimmschule Graz
- Blue Circus
Grazer Schwimm- und Wassersportvereine
- ATG – Allgemeiner Turnverein Graz: office@atgraz.at | Tel: 0316/82 43 45-0
- ATUS Graz: schwimmen@atus-graz.com
- GAK Wasserspringen: buero@gak-wasserspringen.at | Tel: 0650 /2142130
- USC Graz: office@uscgraz.at | Tel: 0650/4441767
- WBV – Wasserballverein Graz: office@wbvgraz.at | Tel: 0676 / 8331 0730
- Österreichische Wasserrettung: office@owr-graz.at
(für Fortgeschrittene Schwimmer:innen)
Link zum Thema:
Foto: Stadt Graz/Fischer; v.l.: Holger Till (Vorstand der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendchirurgie), Schwimmlehrerin Daniela Steurer, Hugo Schuster (Präsident Landesschwimmverband), Stadtrat Kurt Hohensinner mit Kindern des heutigen Schwimmkurses im ATG