Immer wieder kommt es seit Jahren zu schweren Betrugsdelikten durch sogenannte „Falsche Polizisten“. So auch am 10. Oktober. An diesem Tag kam es in Graz zu vermehrten Telefonanrufen. Eine 80-jährige Grazerin reagierte aber raffiniert: Sie ließ sich vorerst auf keine Forderungen ein und verständigte die Polizeiinspektion Graz-Plüddemanngasse. Der Täter am Telefon kündigte ein weiteres Telefonat für den nächsten Tag an. Es kam, in Absprache mit der Polizei, zu einer vorgetäuschten Übergabe von Wertgegenständen an den Abholer der Telefontrickbetrüger.
Tatverdächtiger am Übergabeort festgenommen
Grazer Betrugsermittler (SPK Graz) führten daraufhin gemeinsam mit der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS) eine Observation durch. In Zusammenarbeit mit dem Landeskriminalamt Steiermark (Betrug) gelang es am vereinbarten Übergabeort einen 38-jährigen Tatverdächtigen, der dort als Abholer der Betrugsbeute in Erscheinung trat, festzunehmen.
Die nach der Festnahme durchgeführten Ermittlungen ergaben, dass bereits am 10. Oktober 2022 eine 78-jährige Grazerin definitiv Opfer von „Falschen Polizisten“ geworden war. Die Grazerin hatte dem Täter Wertgegenstände – Gold und Silbermünzen in der Höhe von mehreren zehntausend Euro – übergeben. Die Frau schöpfte jedoch keinen Verdacht einer kriminellen Machenschaft. Die Betrugsermittler teilten ihr die Straftat schlussendlich mit.
Ohne die Festnahme, die nur aufgrund der Verständigung und das raffinierte Reagieren des 80-jährigen Opfers gelang, hätte die 78-jährige Grazerin ihre Gold- und Silbermünzen in beträchtlichen Wert vermutlich nicht mehr wiedererlangt.
Die Staatsanwaltschaft Graz ordnete die Festnahme des 38-jährigen Deutschen an. Zudem kam es in seinem Hotelzimmer in Graz zu einer Hausdurchsuchung. Die Kriminalisten stellten dabei die Betrugsbeute des 78-jährigen Opfers sicher.
Der Mann wird verdächtigt weitere Betrugsdelikte (Falscher Polizist) begangen zu haben. Dahingehend laufen aktuell die Ermittlungen. Der Deutsche ist zum Sachverhalt teilweise geständig. Er befindet sich in der Justizanstalt Graz Jakomini.
Ermittlungserkenntnisse zum Netzwerk der Täter
Einer der Betrugsermittler dazu:
Die Anrufer (sogenannte Keiler) rufen ihre Opfer aus dem Ausland an. Zumeist befinden sich mehrere Täter (auch Frauen), welche arbeitsteilig agieren, in einer Wohnung. Wenn man so will einem sogenannten ‚Callcenter‘. Ausgesucht werden die Opfer aus dem Telefonbuch zum Teil über die Vornamensuche. Es werden bewusst alt klingende Vornamen gewählt. Wenn der Gesprächsverlauf mit dem Opfer für die Täterschaft erfolgversprechend abläuft, wird der jeweilige Abholer zum Opfer entsandt. Diese ‚Abholer‘ wissen manchmal mehr, manchmal weniger über die Täter (im Hintergrund). Ermittlungserfolge (Festnahmen) von ‚Abholern‘ ist für fortführende Ermittlungen gegen das Netzwerk absolut wichtig. So gelingt es, kriminalpolizeiliche Kenntnisse zu erlangen. Darauf aufbauend können wiederum entsprechende Strategien entwickelt werden.
Landeskriminalamt: Die POLIZEI wird niemals Geld, Gold oder Schmuck abholen
Die Betrugsermittler möchten zu den bereits bekannten und immer wieder kommunizierten Präventionstipps folgendes anmerken:
Die ECHTE POLIZEI wird niemals Geld, Gold oder Schmuck abholen. Kontaktieren Sie im Zweifel unverzüglich die Telefonnummer 133 und unterstützen Sie die Arbeit der Polizei. Spielen Sie niemals den Helden. Nützliche Tipps aus der Bevölkerung sind zweckdienlich und helfen (wie in diesem Fall) gezielte Ermittlungen zu setzen. Wir weisen auch darauf hin, dass es unterschiedliche Täuschungshandlungen gibt. Einmal ist es der korrupte Bankbetreuer, dann der Verkehrsunfall eines Angehörigen oder Einbruchsdiebstähle in der Umgebung. Die Kriminellen sind einfallsreich.
Trotz Prävention immer wieder neue Opfer durch „Falschen Polizisten“
Diese Betrugshandlungen finden in der Steiermark vermehrt statt. Das bestätigt auch ein weiterer Fall. Eine 54-jährige Grazerin wurde am Abend des 19. Oktober 2022 ebenso Opfer von „Falschen Polizisten“. Eine unbekannte Täterin kontaktierte die Grazerin mit folgendem Wortlaut:
Ihr Sohn hat einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht. Er ist festgenommen. Sie können eine Kaution in der Höhe von 85.000 Euro hinterlegen.
Die unter Druck gesetzte Grazerin stimmte zu, Wertgegenstände (Goldbarren) beim Bezirksgericht Bruck an der Mur zu übergeben. Sie setzte sich in ihren Pkw und fuhr von Graz nach Bruck an der Mur. Es kam dort gegen 19 Uhr zur vereinbarten Übergabe. Als Abholer fungierte ein unbekannter Täter. Der Schaden beträgt auch hier mehrere zehntausend Euro. Die 54-Jährige erstattete bei der Polizeiinspektion Graz-Plüddemanngasse die Anzeige.
Auch dieser Fall zeigt, wie unterschiedlich die Täuschungshandlungen sein können. Schließlich läuft es aber immer wieder unter derselben Tathandlung ab. Die Menschen werden hier um ihre gesamten Lebensersparnisse gebracht. Auch in diesem Fall wäre es zweckdienlich gewesen, sofort die echte Polizei unter 133 zu verständigen. Wir hätten hier schnell regieren können.
so einer der führenden Betrugsermittler des Landeskriminalamtes.