Nach dem Angriff auf den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde Graz, Elie Rosen, am 22. August, fiel einer Fahrradstreife des Stadtpolizeikommandos einen Tag später gegen 20:25 Uhr in der Annenstraße ein Radfahrer auf einem roten Fahrrad auf, auf den die bereits veröffentlichte Beschreibung des Täters passte.
Die beiden Beamten der Radstreife nahmen die Verfolgung des Verdächtigen auf und gemeinsam mit einer weiteren Streife der Polizeiinspektion Hauptbahnhof konnten die BeamtInnen den Verdächtigen noch in der Annenstraße stellen und festnehmen.
Der 31-Jährige Täter ist anerkannter Flüchtling aus Syrien
Die weitere Vernehmung des Verdächtigen wurde von Beamten des Landesamtes für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung vorgenommen. Der Mann ist ein 31-jähriger syrischer Staatsbürger, der seit 2013 in Österreich mit Flüchtlingsstatus lebt. Laut dem Innenministerium soll ihm jetzt der Asylstatus aberkannt werden.
Der Verdächtige zeigte sich zu den vorgehaltenen Sachverhalten umfassend geständig und gab noch weitere Sachbeschädigungen in Graz zu. Er zeigte keine Ansätze von Reue und begründete seine Taten mit einem Hass auf Israel, die Juden, Schwule und Lesben sowie Prostituierte.
Bei der Festnahme des Verdächtigen und bei einer Nachschau in dessen Wohnung wurden Beweismittel gesichert, die auf ein islamistisches Motiv schließen lassen. Nach Abschluss der Einvernahmen wird der 31-Jährige in die Justizanstalt Graz-Jakomini eingeliefert.
Elie Rosen, Präsident der jüdischen Gemeinde Graz:
Wir sind erschüttert aber nicht überrascht, dass wir Opfer dieser Taten geworden sind. Antisemitismus ist immer unappetitlich, egal woher er kommt. Diese Angriffe in Graz sind Angriffe auf die Grundwerte unserer Gesellschaft – Werte, die über Jahrzehnte erarbeitet und legistisch umgesetzt wurden.
Uniformierte und zivile Polizeibedienstete schützen jüdische Einrichtungen
Innenminister Karl Nehammer hat Maßnahmen angeordnet, dass ab sofort in den kommenden Wochen rund um die Uhr Synagogen besonders geschützt werden, von uniformierten und zivilen Polizeibediensteten.
Für Verfassungsministerin Karoline Edtstadler ist ein gesamtgesellschaftlichen Diskurs notwendig, um den Schutz des jüdischen Lebens in Österreich noch mehr fördern zu können. Kultus- und Integrationsministerin Susanne Raab sieht durch den Anschlag die Bestätigung, dass es Schnittmengen zwischen dem politischen Islam und Antisemitismus gäbe, und es daher wichtig sei, „dass wir präventiv tätig sind und analysieren, um diese Formen im Keim ersticken zu können.“
Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft in Österreich, dankte den Sicherheitsbehörden, dass die Situation ernst genommen worden und der Täter schnell gefasst worden sei.
Die Sicherheitsbehörden und die jüdischen Gemeinden arbeiten sehr eng miteinander, sonst wäre jüdisches Leben in Österreich kaum möglich.
sagte er. In Graz schritt der Täter vom Wort zur Tat, und es zeige, wie wichtig der Kampf gegen Antisemitismus sei, betonte Deutsch.
Die Tat zeigt, dass man muslimischen Antisemitismus ernst nehmen muss. Gleichzeitig darf man linken und rechten Antisemitismus nicht aus den Augen verlieren.
Pressestatements zum Angriff auf jüdische Synagoge in Graz (ORF TVthek)